Börsen-Zeitung: Vertrauen in den Euro ist gut, Kommentar von Stephan Balling
Geschrieben am 09-07-2010 |
Frankfurt (ots) - Die Kritik an der Bundesregierung steigt von
Reform zu Reform, von Maßnahme zu Maßnahme. Da erschreckt man beinahe
vor sich selbst, wenn man der deutschen Kanzlerin einmal recht gibt.
Doch es gibt Anlass dazu: Angela Merkel ist überzeugt, dass der Euro
aus der Finanzkrise gestärkt hervorgehen wird. Gelinge es, die
öffentlichen Defizite konsequent zurückzufahren, "dann wird das
bedeuten, dass der Euro auf einem festeren Fundament steht als vor
der Krise", so die deutsche Kanzlerin kürzlich in einer
Fernsehsendung.
Tatsächlich herrscht zu einer Flucht aus dem Gemeinschaftsgeld
kein Anlass. Der Euro ist sicher. Allerdings heißt das nicht, dass es
in den kommenden Wochen nicht zu erneuten Kursverlusten beim Euro
kommen kann.
Die Gemeinschaftwährung verdient Vertrauen, vor allem im
Verhältnis zu den anderen Weltwährungen, also zu Dollar, Yen und
Pfund. Allein deshalb, weil die Haushaltslage in Euroland immer noch
besser aussieht als in den Heimatländern dieser Währungen. Die
Schuldenquote der USA dürfte laut Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich bis zum Jahr 2011 auf 95% steigen, die Japans auf
205% und die des Vereinigten Königreichs auf 91%. Die Staatsschulden
in Euroland werden laut Europäischer Zentralbank (EZB) dagegen bis
nächstes Jahr knapp unter 90% des Bruttoinlandsproduktes (BIP)
bleiben. Sicher ist auch das zu hoch, aber alles ist eben relativ.
Vor allem aber sollte hierzulande für Vertrauen sorgen, dass die
EZB offenbar in der Lage ist, einerseits erfolgreich Brände an den
Märkten zu löschen, und dass sie andererseits aber das Löschwasser
auch wieder ohne größere Schäden abpumpen kann. Zu Monatsbeginn
zeigte sich das daran, wie geräuschlos die Fälligkeit des 442 Mrd.
Euro schweren Jahrestenders verlief. Das darf zweifelsohne als Indiz
verstanden werden, dass die EZB den Euro stabil halten kann, auch
wenn sie in der Krise auf Sicht fährt, und ab und zu das Steuer mal
ruckartig herumreißt, wie bei der Verlängerung des gelockerten
Sicherheitenrahmens oder dem Kaufprogramm von Staatsanleihen.
Störfeuer wie etwa von dem berühmt-berüchtigten Spekulanten George
Soros, der vor einem Kollaps des Euro warnt, oder von
angelsächsischen Ökonomen sollten deshalb geflissentlich ignoriert
werden.
Sicher, die Eurozone hat ernste Probleme. Und sollten die
Regierungen ihren Sparkurs nicht konsequent durchhalten, besteht
tatsächlich die Gefahr, dass der Euro zu einer weichen Währung
verkommt. Aber was derzeit in vielen Hauptstädten der Währungszone an
Sparanstrengungen unternommen wird, stimmt doch zuversichtlich.
Natürlich kann der Außenwert des Euro in den kommenden Wochen
trotzdem noch einmal deutlich sinken. Das würde vor allem dann
passieren, wenn der Konjunkturaufschwung in den USA schneller
vorangeht als in Euroland. Lange sah es auch danach aus, dass die
Federal Reserve (Fed) früher als die EZB in den Zinserhöhungszyklus
einsteigen könnte, womit auch die Renditen in Dollar-Anlagen
ansteigen könnten und der Dollar so von einem Zinsvorteil profitieren
würde.
Kehrtwende in Sicht
Doch die jüngsten Konjunktursignale aus Amerika sind keineswegs so
positiv, während vor allem der deutsche Export und die
Industrieproduktion der größten Volkswirtschaft der Eurozone kräftig
zuzulegen scheinen. Vielleicht kommt es also zu einer nachhaltigen
Kehrtwende. Dann dürfte das Sentiment für den Euro drehen, die
Gemeinschaftswährung könnte ihren bereits begonnenen Aufwärtstrend
fortsetzen. Die Devisen-Analysten vom Bankhaus Metzler sind
zuversichtlich: "Die (...) Euro-Erholung trägt mit Überschreiten der
wichtigen Widerstandszone von 1,2480 Dollar unseres Erachtens klare
Züge einer tragfähigen Aufwärtsbewegung. Zeitmäßig liegen wir in der
Erwartung einer V-förmigen Euro-Erholung voll im Plan. "
Natürlich besteht die Gefahr, dass Europas Regierungen bei einer
abermaligen Verschärfung der Krise erneut ihre Unfähigkeit zur
politischen Führung beweisen. Dann könnte sich das Sentiment ganz
schnell wieder gegen den Euro stellen. Doch auch hier macht die
deutsche Kanzlerin Hoffnung, wenn sie sagt: "Wir sind durch den
Euro-Rettungsschirm vorbereitet, den Euro jederzeit zu
stabilisieren."
Originaltext: Börsen-Zeitung
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