Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Inobhutnahmen
Geschrieben am 13-07-2010 |
Bielefeld (ots) - Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes
sprechen eine deutliche Sprache. Der mit Abstand häufigste Grund für
Inobhutnahmen der Jugendämter ist die Überforderung der Eltern oder
eines Elternteils: in mehr als 40 Prozent der Fälle, in einigen
Bundesländern sogar in mehr als der Hälfte. Der Zusatz »...oder eines
Elternteils« ist dabei von besonderer Bedeutung, spiegelt er doch
eine wesentliche gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre.
Denn immer mehr, vor allem junge Alleinerziehende sind mit der
Aufgabe, Beruf, Haushalt und Erziehung der Kinder unter einen Hut zu
bringen, überfordert. Das fehlende Angebot an Betreuungsplätzen für
unter Dreijährige verschärft die Situation. Nicht von ungefähr ist
gerade die Zahl der Inobhutnahmen von Kleinkindern in diesem Alter
exorbitant gestiegen. Wo keine Betreuung vorhanden, da gibt es auch
häufig keine Möglichkeit zur Erwerbsarbeit. Das Abrutschen in Hartz
IV ist programmiert. Keine guten Aussichten für eine unbeschwerte
Kindheit. Es sind die sich stark verändernden sozialen Bindungen, die
vor allem in Ballungszentren die traditionelle Kleinfamilie zum
Auslaufmodell machen. Man sollte keiner Sozialromantik erliegen und
diese zum alleinigen Garanten für eine glückliche, behütete Kindheit
ausrufen. Allerdings scheint es tatsächlich so, dass dort, wo ein
festeres soziales Gefüge besteht, die Chancen auf eine Unversehrtheit
des Kindes ungleich größer sind - sei es nun in einer Groß-, Klein-
oder Patchworkfamilie. Das zeigen die regional deutlichen
Unterschiede. Allein in den Großstädten Berlin und Hamburg werden
jeweils erheblich mehr Kinder in Obhut genommen als in ganz
Rheinland-Pfalz. Egal aber, ob nun in der Provinz oder in der
Metropole: So sehr der statistische Anstieg von Kindeswohlverletzung
schmerzt, er ist auch Beleg, dass vor Ort genauer hingeschaut wird.
So genannte aufsuchende Elternkontakte direkt nach der Geburt sind
mittlerweile Standard bei vielen Jugendämtern. Genau deshalb steigen
die Zahlen. Sie sind nicht automatisch Anzeichen für eine verrohende
Gesellschaft, sondern Abbild offenbar schon lange existierender
Verhältnisse - so bitter das auch ist. Neben der akuten Hilfe der
Inobhutnahme ist aber vor allem eine langfristig angelegte,
perspektivische Unterstützung gefragt. Hierbei müssen das Jugendamt,
Kindergärten, Schulen, Kinderärzte und alle dem Kindeswohl
verpflichteten Stellen mit den Eltern zusammenarbeiten. Damit dies
überall gleich gelingen kann, bedarf es eines
Bundeskinderschutzgesetzes. Noch von der Großen Koalition geplant,
wurde es im Wahlkampf zerredet. Dieses könnte beispielsweise den
Jugendämtern ermöglichen, bei Anhaltspunkten für eine
Kindeswohlgefährdung auf das Bundeszentralregister zuzugreifen.
Angeblich für Herbst ist ein neuer Referentenentwurf des Gesetzes
angekündigt - ein längst überfälliger Schritt.
Originaltext: Westfalen-Blatt
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Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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