Neue OZ: Kommentar zu Musik / Festspiele / Bayreuth
Geschrieben am 25-07-2010 |
Osnabrück (ots) - Töchter schleifen die Burg der Väter
Bei Hans Neuenfels rollen Köpfe - zumindest auf der Opernbühne.
2003 machte sein Berliner "Idomeneo" Skandal: Die Häupter von
Poseidon, Christus, Mohammed und Buddha wurden wie Trophäen einer
Götterexekution präsentiert. Das Ergebnis: Neuenfels' Version der
Mozart-Oper flog zeitweise aus dem Programm.
Unabhängig von seiner ersten Regiearbeit auf dem Grünen Hügel, dem
"Lohengrin", stellt sich die Frage: Wäre eine derart respektlose
Methode auch etwas für den Göttersturz im "Ring"? Neuenfels bringt
sich für das Großprojekt im Jubiläumsjahr 2013 geschickt ins
Gespräch. Andeuten, dementieren und doch wieder insistieren - der
Starregisseur versteht sich auf das Geschäft wirkungsvoller
Selbstinszenierung.
Es bleibt allerdings die Frage, inwieweit die Damen vom Hügel ihm
dabei folgen wollen. Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier wissen
genau, dass der "Ring" 2013 allein wegen des 200. Geburtstages seines
Schöpfers Richard Wagner Epoche machen wird. Zwei Frauen bestimmen
jetzt darüber, wie die Männerwelt von Walhall und Nibelheim dann über
die Bayreuther Rampe kommen wird. Dabei werden sich die
Festivalleiterinnen von Regie-Übervater Neuenfels nicht ins Konzept
hineinreden lassen. Die Töchter regieren.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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