Lausitzer Rundschau: Jörg Kachelmann aus Untersuchungshaft entlassen
Geschrieben am 29-07-2010 |
Cottbus (ots) - Vor Gericht sind alle Menschen gleich. Das gilt
auch im Ermittlungsverfahren. Wie schwer sich die Justiz jedoch damit
bei Prominenten tun kann, zeigt der Fall des Wettermoderators Jörg
Kachelmann. Der kommt nun nach vier Monaten Untersuchungshaft auf
freien Fuß. In sechs Wochen muss er sich wegen des Vorwurfs der
Vergewaltigung und gefährlichen Körperverletzung seiner Ex-Freundin
vor Gericht verantworten. Ob er verurteilt wird, scheint längst
fraglich. Die Aussage des mutmaßlichen Opfers steht gegen die Aussage
des mutmaßlichen Täters. Durch Änderungen in ihren Schilderungen
hatte die Ex-Freundin des Moderators in den vergangenen Wochen auch
noch selbst ihre Glaubwürdigkeit beschädigt. Irgendein beschuldigter
Durchschnittsmann wäre in dieser Situation sicher schon lange mit
Auflagen aus der Haft gekommen. Auch wenn er wie Kachelmann Schweizer
Staatsbürger wäre. Doch mit der spektakulären Festnahme Kachelmanns
hatte die Mannheimer Staatsanwaltschaft sich selbst unter Druck
gesetzt und ein riesiges öffentliches Interesse auf den Fall gezogen.
Ein Interesse, das die Ermittlungen seitdem belastet, weil immer mehr
Details aus den Akten und Gutachten publik werden, bevor der Prozess
gegen Kachelmann begonnen hat. Doch nur im Gerichtssaal ist der Platz
für die Wahrheitsfindung. Dabei geht es nur um Strafbares, nicht um
ein moralisches Urteil über das Privatleben des Wettermanns. Dass das
inzwischen ebenfalls öffentlich ausgebreitet wurde, kann auch ein
möglicher Freispruch nicht mehr ungeschehen machen.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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