Lausitzer Rundschau: Das Erbe von Hiroshima Zum US-Atombombenabwurf auf Japan vor 65Jahren
Geschrieben am 05-08-2010 |
Cottbus (ots) - Auch 65 Jahre nach dem Abwurf amerikanischer
Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ist die
Debatte um diese letzte Episode des Zweiten Weltkriegs aus gutem
Grund nicht beendet. Hiroshima und Nagasaki markieren tatsächlich
einen Wendepunkt in der modernen Geschichte. Nie wieder seitdem
wurden Nuklearwaffen zum Einsatz gebracht, obwohl in den Arsenalen
der Atommächte Tausende von Bomben von weit größerer Zerstörungskraft
lagerten und seit 1945 unzählige Kriege geführt wurden, in die diese
Atomwaffen-Staaten verwickelt waren. Dass die Abwürfe nach dem damals
gültigen Völkerrecht Kriegsverbrechen waren, interessierte die
Öffentlichkeit in den USA damals allerdings nicht. Übergeordnete
moralische Erwägungen spielten keine Rolle bei den
Entscheidungsträgern, insbesondere beim amerikanischen Präsidenten
Harry Truman. Der ließ sich vor allem von Rechnungen beeindrucken,
wonach die Abwürfe Zehntausenden von amerikanischen Soldaten das
Leben retten würden. Und er wusste auch, dass solche schrecklichen
Waffen, wenn sie erst einmal vorgeführt worden waren, nicht nur in
Japan, sondern weit darüber hinaus Wirkung entfalten würden.
Hierzulande steht Hiroshima auch deswegen als Symbol der Grausamkeit
amerikanischer Kriegsführung. Dabei wird allerdings übersehen, dass
die Entwicklung der Nuklearwaffen zu dieser Zeit gar nicht denkbar
gewesen wäre ohne die Bedrohung, die das nationalsozialistische
Deutschland für die freien Völker darstellte. Der wohl entscheidende
Anstoß für das ehrgeizige Programm kam von einem Deutschen, dem aus
seiner Heimat vertriebenen Physik-Nobelpreisträger und
Jahrhundertgenie Albert Einstein. Er schrieb Präsident Roosevelt
einen Brief, in dem er eindringlich vor den Gefahren warnte, die eine
solche Waffe in der Hand Hitlers darstellen könnte. Und ohne das
Engagement einiger weiterer der besten europäischen Wissenschaftler,
die vor den Nazis hatten fliehen müssen, wären die ersten Atombomben
wohl kaum 1945 fertiggestellt worden. Gedacht waren sie zunächst
ausschließlich als eine Antwort auf die deutschen Programme zur
Herstellung von "Wunderwaffen", über deren genauen Entwicklungsstand
wenig bekannt war. So hat denn nur der Kriegsverlauf und der
rechtzeitige Sieg der Alliierten in Europa verhindert, dass nicht
eine deutsche Stadt als erste von Atomwaffen zerstört wurde. Und wer
sich vergegenwärtigt, dass die Waffen wenige Wochen nach der
Befreiung der Vernichtungslager der Nazis gegen einen Verbündeten
Hitlers eingesetzt wurden, sieht die damaligen Entscheidungen auch in
einem anderen Licht. Das Erschrecken über die lang andauernden
tödlichen Folgen der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki hat allerdings
später eine wesentliche Rolle gespielt, als Militärs beispielsweise
während des Koreakriegs oder auch bei dem Konflikt in Vietnam den
Einsatz von Nuklearwaffen in Erwägung zogen. Sie sind heute,
zumindest was die westlichen Demokratien betrifft, geächtete Waffen.
Sie dürfen nur noch und wie 1939 auch von Albert Einstein gefordert,
als Abschreckungspotenzial gegen unberechenbare Diktatoren dienen.
Dass diese Erkenntnis weitestgehend Allgemeingut geworden ist, ist
der einzig versöhnliche Aspekt des Gedenkens an einen Tag, an dem so
viele Menschen in wenigen Sekunden umgebracht wurden wie nie zuvor
und nie danach in der Geschichte.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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