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Deutsche Airlines fürchten neue Sicherheitsdebatte über Gift in der Kabinenluft

Geschrieben am 12-08-2010

Hamburg (ots) -

Sperrfrist: 12.08.2010 01:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Die deutschen Fluggesellschaften fürchten eine neue
Sicherheitsdebatte, die zu einem "massiven Reputationsverlust" und
Passagierrückgängen führen könnte. Hintergrund sind Berichte über
Giftstoffe in der Kabinenluft, die als Ursache von Erkrankungen von
Piloten und Flugbegleitern diskutiert werden. In einem dem
Radioprogramm NDR Info vorliegenden vertraulichen Papier des
Bundesverbandes deutscher Fluggesellschaften (BDF) äußern sich die
Mitgliedsunternehmen, zu denen alle großen deutschen Airlines
gehören, besorgt über ein "potenzielles Aufflammen der öffentlichen
Diskussion" über dieses Thema. Der BDF warnt darüber hinaus vor einer
"neuen Dimension", "wenn durch die Medien sich das Thema vom
bisherigen Betroffenenkreis Besatzungsmitglieder zum Betroffenenkreis
Passagiere verlagern würde". Zudem äußert der Branchenverband
Befürchtungen, dass sich die Bundesstelle für
Flugunfalluntersuchungen (BFU) und die zuständige
Berufsgenossenschaft Verkehr einschalten könnten: "Hier könnte eine
zusätzliche Dynamik entstehen, wenn beide Institutionen weitere
Untersuchungen vornehmen." In dem Dokument wird eine "gemeinsame
Sprachregelung" aller deutschen Fluggesellschaften angemahnt.

Nach Angaben von Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung
Cockpit (VC), gibt es weltweit schon mehr als 500 Fälle, in denen
Besatzungsmitglieder Erkrankungen auf das Einatmen von Giftstoffen in
der Kabinenluft zurückführen. Betroffen seien auch Passagiere, so
Handwerg: "Nicht nur Vielflieger, denn es gibt auch Menschen, die
schon nach einmaligem Einatmen dieser Giftstoffe gesundheitliche
Beeinträchtigungen haben." Konstruktionsbedingt wird die Kabinenluft
bei Verkehrsflugzeugen am Triebwerk gezapft. Unter bestimmten
Umständen können Öldämpfe und damit Schadstoffe wie das Nervengift
TCP in die Kabine gelangen. Die Fluggesellschaften verweisen in dem
Papier jedoch darauf, dass "zur spezifischen Frage der
Gesundheitsgefährdung bei Menschen durch Spuren von TCP in
Flugzeugkabinen bisher weltweit keine wissenschaftlich fundierten
Ergebnisse" vorlägen. Zudem sei es teuer, solchen Zwischenfällen
vorzubeugen: "Ein wirksamer Rückhalt von Schadstoffen (...) ist
technisch sehr aufwendig und erfordert völlig neue Konstruktionen",
heißt es in dem unter Verschluss gehaltenen Dokument.

VC-Sprecher Handwerg kritisiert die Haltung der Fluggesellschaften
scharf: "Der Eindruck ist, dass hier eine sehr große Angst vorhanden
ist, dass sich das negativ aufs Geschäft auswirken kann. Dabei ist es
ein Problem, das Tausende von Flugzeugen weltweit betrifft. Trotzdem
möchte man kein Geld ausgeben. Wir fordern eine unabhängige und
umfassende Untersuchung der Kausalkette Kontamination der Luft bis
hin zum Krankheitsbild." Eine Sprecherin des BDF lehnte es ab, zu den
Inhalten des vertraulichen Dokuments Stellung zu nehmen. Das Papier,
das Mitte Juni verfasst worden war, sei noch "im Projektstadium" und
nur ein "allererster Entwurf".

Zitate frei bei Nennung NDR Info. Bei Rückfragen wenden Sie sich
bitte an NDR Info/ Reporterpool, Peter Hornung, Telefon 040/4156
3932.

11. August 2010 / RC

Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6561
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6561.rss2

Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
http://www.ndr.de


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