Börsen-Zeitung: Vom Zwang zum Risiko, Börsenkommentar "Marktplatz", von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 13-08-2010 |
Frankfurt (ots) - Ungünstiger hätte das Timing kaum sein können.
Kurz vor dem Ende der Quartalsberichtssaison, durch das die starke
Gewinnentwicklung der Unternehmen als positiver Impulsspender für
risikobehaftete Assets wie Unternehmensanleihen und Aktien wegfällt,
trübt sich das makroökonomische Umfeld deutlich ein. Nicht genug
damit, dass die Sorgen über die US-Konjunktur mit erschreckend
schwachen Arbeitsmarktdaten und einer skeptischeren Lageeinschätzung
der amerikanischen Notenbank zusätzlich geschürt werden: Jetzt sendet
auch noch die chinesische Volkswirtschaft, die für die USA als
Lokomotive eingesprungen ist, Schwächesignale. Kein Wunder, dass die
Aktienmärkte ihre Sommer-Rally abgebrochen haben, die
Risikoaufschläge für Anleihen niedrigerer Bonitätsklassen anziehen
und die konjunktursensiblen, vom Importsog aus dem Reich der Mitte
getriebenen Rohstoffe wie Industriemetalle und Öl Federn lassen
müssen.
Wenig Hilfe bieten da die auf den ersten Blick guten
Wachstumsdaten vom zweiten Quartal aus Euroland, insbesondere aus
Deutschland, dessen Bruttoinlandsprodukt (BIP) die höchste Schlagzahl
seit der Wiedervereinigung gezeigt hat. Zum einen relativiert sich
der hohe Wert zum Teil aufgrund von Nachholeffekten, die auf den
harten Winter zurückzuführen sind. Zum anderen hat der Export
maßgeblich dazu beigetragen, ein Faktor der bei einer signifikanten
Abschwächung der Weltwirtschaft wegfallen würde.
Immerhin zeigen diese Zahlen, dass es auch keinen Grund gibt,
gleich schwarzzusehen. Von einer Rezession ist die Weltwirtschaft
weit entfernt, von Zuständen wie nach dem Kollaps der
US-Investmentbank Lehman Brothers, als die wirtschaftliche Aktivität
rund um den Globus den Risiko-Assets folgte und in den freien Fall
überging, ganz zu schweigen. Was sich derzeit abzeichnet - und
aufgrund wegfallender Ankurbelungsmaßnahmen und Lagerzykluseffekte
sowie der europäischen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen durchaus
nicht überrascht -, ist eine Wachstumsverlangsamung. Die
Schwellenländer unter Führung Chinas werden immer noch ein hohes
Tempo an den Tag legen.
Auch die Quartalsberichtssaison ist nicht gerade deprimierend
ausgefallen. Reihenweise haben die Unternehmen nach über Erwarten
guten Resultaten ihre Prognosen angehoben, was bis zuletzt die
Aktienmärkte beflügelte und die Risikoaufschläge der
Unternehmensanleihen senkte. In den kommenden Monaten wird sich das
Wirtschaftswachstum zwar verlangsamen, für die Unternehmensgewinne
bedeutet dies aber eben weiteres Wachstum. Zudem haben die Konzerne
in der Krise ihre Anstrengungen zur Effizienzsteigerung deutlich
verstärkt, was ihnen auch bei einem geringeren Zuwachs des BIP ein
recht hohes Gewinnwachstum ermöglicht. Darüber hinaus gehen sie
insgesamt mit bestens gepolsterten Bilanzen in die
Verlangsamungsphase. Nicht zuletzt stehen ihnen an den Kapitalmärkten
nach wie vor günstige Finanzierungskonditionen zur Verfügung.
Zu verdanken ist dies ebenjenen Konjunkturdaten, die ebenso wie
der skeptische Kommentar der amerikanischen Zentralbank für so viel
Unruhe an den Märkten sorgen. Denn die Staatsanleiherenditen sind auf
Rekordtiefstände gedrückt worden. Zehnjährige deutsche Staatstitel
werfen nur noch kümmerliche 2,38% ab. Sie sind damit extrem teuer,
während Aktien moderat bewertet sind. Der Dax weist auf Basis der
Konsensschätzungen für das Jahr 2011 gerade einmal ein
Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 10 auf. Das federt den Markt nach
unten ab und bedeutet günstige Kaufgelegenheiten in Schwächephasen.
Mehr noch: Staatsanleihen bester Bonität, in die sich die
Sicherheit suchenden Marktteilnehmer derzeit flüchten, sind aufgrund
ihrer minimalen Erträge in Wirklichkeit keine brauchbare Alternative
mehr. Für wichtige Investorenkreise, die feste Renditezusagen gemacht
haben, werden sie vielmehr zunehmend zum Problem. Ihnen bleibt keine
andere Wahl, als auf der Suche nach ausreichender Rendite in der
Bonitätskurve weiter unten zuzugreifen bzw. höhere Risiken
einzugehen. Davon werden Unternehmensanleihen, aber auch
Dividendentitel profitieren.
(Börsen-Zeitung, 14.8.2010)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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