Neue OZ: Kommentar zu USA / Kunst / Christo
Geschrieben am 13-08-2010 |
Osnabrück (ots) - Langer, ruhiger Fluss
Dass das Leben ein langer, ruhiger Fluss ist, hat uns vor Jahren
ein Filmtitel gelehrt. Für Christo und Jeanne-Claude hat dieser Fluss
oft seine Stromschnellen gehabt. Seinen weiteren Verlauf hat das
Künstlerpaar dennoch nie aus den Augen verloren. Sie hielten die
Ziele ihrer Langzeitprojekte unbeirrt von Widerständen im Blick.
Obendrein bezeichnet die Folge der Verpackungsprojekte des Paares
längst einen der aufregendsten und kontinuierlichsten Verläufe der
zeitgenössischen Kunst.
Das Künstlerpaar hat damit exemplarisch vorgeführt, wie
ausgerechnet die aktuelle Kunst mit ihren Moden, Trends, Revolten und
plötzlichen Sprüngen auch für ein hohes Maß an Kontinuität sorgen
kann. Diese Projekte haben nicht nur Orte erst auf die Landkarte der
Wahrnehmung gebracht, sie haben auch geholfen, den Blick der Menschen
auf ihre Umwelt zu verändern.
Die schönste Kontinuität führt Christo selbst vor. Nach dem Tod
seiner Partnerin arbeitet er allein weiter - mit ihr im Gedächtnis.
Christo zeigt uns den Kunststar anders: nicht als Egomanen, sondern
als Erinnerungsarbeiter.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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