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Börsen-Zeitung: Show mit der Politik, Kommentar zum Wehklagen der Lebensversicherer von Antje Kullrich

Geschrieben am 05-09-2006

Frankfurt (ots) - Eigentlich ist das Bundesfinanzministerium die
ausgegliederte Marketingabteilung der deutschen Lebensversicherer.
Alle paar Jahre inszenieren Politik und Assekuranz einen handfesten
Streit, der das Geschäft kurzfristig so richtig ankurbelt. Schon
zweimal schrien die Lebensversicherer Zeter und Mordio, als der
Finanzminister erst 1999 vergeblich und dann 2004 erfolgreich
versuchte, das Steuerprivileg für die kapitalbildende
Lebensversicherung zu kippen. Im vergangenen Jahr wetterten die
Lobbyisten öffentlichkeitswirksam gegen Unisex-Tarife in der
Rentenversicherung und riefen den "Männerschlussverkauf" aus.

Der Blick in die Statistiken des Gesamtverbandes der Deutschen
Versicherungswirtschaft jedoch zeigt, dass das Wehklagen der
Lebensversicherer über scharfe Einschnitte der Politik zu einem ganz
gehörigen Teil Show ist. Die Branche hat es in den vergangenen Jahren
insgesamt hervorragend geschafft, sich an die vom Gesetzgeber
geschaffenen Rahmenbedingungen anzupassen. Zwar hat sich ihr
Produktmix stark verändert - dem stetigen Wachstum jedoch hat das
keinen Abbruch getan. Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer,
die 1990 bei 27,4 Mrd. Euro lagen, haben sich seit der
Wiedervereinigung annähernd verdreifacht. Der GDV rechnet für 2006
mit einem Volumen von 75,5 Mrd. Euro. Nur verkaufen Allianz & Co
heute eben andere Produkte als vor 15 Jahren. Lag der Anteil der
klassischen kapitalbildenden Lebensversicherung 1990 noch bei 93% des
Neugeschäfts, so ist er im ersten Halbjahr 2006 auf 25% gesunken.

Den Platz als tragende Säule des Geschäfts haben
Rentenversicherungen eingenommen. Auf sie entfallen mittlerweile gut
zwei Drittel des Neugeschäfts. Und die Politik hilft kräftig mit:
Denn der aktuelle Verkaufsschlager der Branche heißt Riester-Rente,
jene zunächst wegen ihrer bürokratischen Ausgestaltung stark
kritisierte staatlich geförderte Altersvorsorge. Es wäre nicht
verwunderlich, wenn der nächste Vertriebshit der deutschen
Lebensversicherer eine modifizierte Ausgabe der Rürup-Rente würde.
Hat schon mal ein Manager "Danke" in Berlin gesagt?

Der eigentliche "Feind" der Lebensversicherer ist nämlich der
Kapitalmarkt. Denn der hat einige Gesellschaften vor nicht allzu
langer Zeit ernsthaft ins Wanken gebracht - etwas, was
Finanzpolitiker beim besten Willen noch nie geschafft haben.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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