Neue OZ: Kommentar zu USA / Irak / Konflikte
Geschrieben am 31-08-2010 |
Osnabrück (ots) - Zu frühe Siegesrede
Ist der Irakkrieg vorbei? US-Präsident Obamas vermeintliche
Siegesrede kommt zu früh. Angesichts schlechter Umfragewerte, hoher
Arbeitslosenzahlen und neuer Rezessionsängste in den USA will er mit
außenpolitischen Erfolgen punkten. Doch der Irak ist für einen
vollständigen Truppenabzug noch nicht reif - zu instabil und
risikoreich ist die Lage in dem Krisenherd, der von einem dauerhaften
Frieden zu weit entfernt ist.
Obama hat die Beendigung des Irakkrieges zwar versprochen. Dieses
Wahlversprechen löst er jetzt formell ein, doch Guerilla-Kriege
lassen sich nicht per TV-Ansprache stoppen. Eine Aufstandsbekämpfung
ist ein langwieriger Prozess. Der US-Präsident trägt eine große
Mitverantwortung für das Schicksal des Zweistromlandes. So darf das
zwischen Kurden, Schiiten und Sunniten zersplitterte Land nicht in
einen Bürgerkrieg stürzen. Islamistische Terroristen müssen zudem
weiterhin effektiv bekämpft werden.
Ist die politische und militärische Klasse des Irak aber bereits
fähig, die alleinige Verantwortung zu übernehmen? Zweifel sind
erlaubt. Schließlich wartet die frustrierte Bevölkerung seit Monaten
darauf, dass sich die zerstrittenen Parteien auf eine Regierung
einigen. Es gibt sicherlich auch viele Fortschritte - etwa bei der
Schaffung von Arbeitsplätzen in der wieder aufkeimenden Ölindustrie
oder bei der Ausbildung des Militärs. Doch selbst in Bagdad ist die
Stromversorgung mangelhaft. Obama dürfte wissen, dass es für die USA
im Irak noch viel zu tun gibt.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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