LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Merkel/Bundestag -
Geschrieben am 06-09-2006 |
Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka. Augen zu und Frechheit siegt:Spricht Angela Merkel so wie gestern im Bundestag über den Zustand der Welt, und über die von ihr regierte Nation, dann meinen nicht nur Konservative den ausgedienten Kanzler Schröder (noch immer oder schon wieder) zu hören. Es wird an die Leistungswilligen appelliert, um Verständnis für bittere Wahrheiten geworben; Nichtstun könne keine Antwort sein; die Kleinstaaterei - nicht nur bei der Lebensmittelkontrolle - wäre kein Ausweg und die Opposition müsse endlich aufhören, das Land schlechtzureden. Das ist diese Mischung aus Bibel-Sprüchen, philosophischen Binsenweisheiten und politischen PR-Regeln, mit der Merkel, ganz nach Schröders Vorbild, die eigene Einmaligkeit belobigt. Das abschließende "Basta"-Argument lautet:Dazu gebe es "keine Alternative". Was zählt, ist wohl immer nur das eigene Verbleiben im Amt. Das mündet dann bei der innenpolitischen Agenda in eine blutleere Aufzählung enorm vieler Gesetzesvorhaben, numerisch aneinander gereiht, statt politisch gewichtet. Und weil innenpolitisch die Stimmung deutlich schlechter ist als die wahre Lage, flüchtet man sich im Kanzleramt immer dann zur Außenpolitik, wenn die Umfragen besonders mies sind. Man dürfe die eigene Zukunft nicht verbrauchen, warnte die Kanzlerin. Für sie scheint der Begriff der Nachhaltigkeit neu. Das macht die Sache doppeldeutig. Eigentlich ist Merkel erst seit einem Jahr im Amt. Wäre alles planmäßig verlaufen, hätte sich die Regierung Schröder/ Fischer sogar erst dieser Tage zur Wahl gestellt und vermutlich wäre das Duo Merkel/Westerwelle dann mit Aplomb in die Verantwortung gespült worden. So aber darbt die Union schon jetzt mit der SPDin der großen Koalition. Vor Jahresfrist argwöhnte die Chefwahlkämpferin der Union, mit Rot-Grün stehe Deutschland am Abgrund. Inzwischen warnt sie selbst die neue Opposition davor, das Land und die Politik schlechtzureden. So ändern sich die Zeiten, wenn man in anderen Kleidern steckt. Vertrauen als höchstes Gut sei das, worum Politiker bei den Bürgern werben müssten. Damit schaffte die heutige Inhaberin der Richtliniengewalt die politische Wende im Kanzleramt. Aber jetzt ist sie im Staub des Alltags gelandet. Politik kann weniger bewirken, schon gar nicht per Knopfdruck, als manche Volltöner auf der Oppositionsbank behaupten. Das gilt insbesondere für den mühsamen Konsolidierungsweg in der Innenpolitik. Manches, was politisch auf den Weg gebracht wurde, wird erst Wirkung erzielen, wenn die dafür zuständigen Regierenden schon nicht mehr in der Verantwortung stehen. Das galt für Schröders Agenda 2010. Und das wird bei Merkel vermutlich für den Gesundheitsfonds, die Haushaltskonsolidierung und die Neujustierung der sozialen Marktwirtschaft gelten. Die Wirkung im Inneren ist aber umso nachhaltiger - gerade im Vergleich zu den schnelleren und leichteren Effekten in der Außenpolitik. Wie man es auch dreht und wendet: Merkel sammelt Schröders Erfahrungen.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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