Lausitzer Rundschau: zu: Hoyerswerda 15 Jahre nach den fremdenfeindlichen Krawallen
Geschrieben am 06-09-2006 |
Cottbus (ots) - Es hätte jede größere Stadt im Osten treffen können. Jede, in der es 1991 ein Asylbewerberheim oder eine Gastarbeiterunterkunft gab. Denn alles andere, was sich im September vor 15 Jahren in Hoyerswerda zu tagelangen Ausschreitungen gegen Gastarbeiter und Asylbewerber zusammenbraute, gab es überall in den neuen Bundesländern: eine in Umstrukturierung begriffene Polizei, eine Neonazi-Clique, Unwissenheit und lang konservierte Vorurteile über Fremde, unerfahrene Politiker und das Fehlen einer selbstbewussten Zivilgesellschaft, einer bürgerlichen Mitte. Doch es hat nicht irgendeine Stadt getroffen, es war Hoyerswerda, das bundesweit in die Schlagzeilen geriet. Hier flogen zum ersten Mal in der Bundesrepublik unter dem Applaus Umstehender Steine und Brandflaschen gegen Ausländer. Und es waren die eigenen Nachbarn und nicht Zugereiste, die in wenigen Tagen den Ruf der Stadt ruinierten. Hoyerswerda hat sich lange damit schwergetan, diese bittere Wahrheit anzunehmen. Lieber flüchteten sich manche Einwohner in eine vermeintliche Opferrolle, weil angeblich Auswärtige die Drahtzieher waren. Andere jedoch begannen damit, die Ereignisse als Herausforderung anzunehmen und ihre Stadt in kleinen Schritten zu verändern. Wie weit sie dabei gekommen sind, werden viele Veranstaltungen in den nächsten Tagen zeigen. Dieser hart erarbeitete Erfolg gehört ebenso zu Hoyerswerda wie damals die Steine und Brandflaschen. Die Flucht in eine falsch verstandene Opferrolle hat die Stadt längst nicht mehr nötig.
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