Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Atomkompromiss
Geschrieben am 05-09-2010 |
Bielefeld (ots) - Gutachten, Untergutachten, Unterstellungen und
Dementis: Im schwarz-gelben Atomstreit wurde bis zum Schluss mit
Haken und Ösen gearbeitet. Am Ende war absehbar, dass es so kommen
würde, wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits vor zwei
Wochen angedeutet hatte: Der Kompromiss würde ein politischer sein.
Gestern Abend waren etwa zehn bis zwölf Jahre längere Atomlaufzeiten
im Gespräch. Das ist mehr, als Kernenergieskeptiker und
Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) lieb ist, und weniger, als
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle gewünscht hatte. Im Gegenzug kann
Brüderle damit rechnen, dass die von ihm geforderte zeitliche
Begrenzung der Brennelementesteuer durchs Ziel geht. Der gesunde
Menschenverstand begrüßt, dass es gestaffelte Zuschläge für moderne,
alte und uralte Atomkraftwerke geben soll. Die technische
Nachrüstung, die Schwarz-Gelb - anders als Rot-Grün beim
Ausstiegsbeschluss vor acht Jahren - den Kernkraftwerksbetreibern
auferlegen will, wird so manchem Methusalem unter den Meilern den
vorzeitigen Garaus bereiten. Modernde Druckwasserreaktoren wie im
Atomkraftwerk Grohnde, aus dem auch die Stadtwerke Bielefeld
günstigen Strom beziehen, werden hingegen von der Neuregelung
profitieren. Nach dem langen Brüten der Bundesregierung aber sind
längst noch nicht alle Probleme gelöst. Auch wenn Justiz- und
Innenministerium in ihren Expertisen zu dem Schluss kommen, dass die
Verlängerung der Atomlaufzeiten ohne Zustimmung des Bundesrats
möglich sind: Gewissheit gibt es erst nach einem absehbaren Gang vor
das Bundesverfassungsgericht. »Ich verspreche der Bundesregierung
einen heißen Herbst«, hatte die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth
gestern noch einmal bekräftigt. Unterstützt wird sie vom früheren
Bundesumweltminister und heutigen SPD-Parteichef Sigmar Gabriel, der
schon einmal ankündigt, dass seine Partei, sollte sie wieder an die
Regierung kommen, den schwarz-gelben Atomkompromiss einkassieren
werde. Hier offenbart sich ein grundsätzliches Problem. Weder
Rot-Grün noch Schwarz-Gelb haben einen parteiübergreifenden,
dauerhaft tragfähigen Konsens über die Kernenergienutzung in
Deutschland gesucht. Beide nehmen nicht nur politischen Dauerstreit,
sondern auch die Spaltung der Bürgerschaft in Kauf. Abschalten -
sofort! Das fordern auch besonnene Grüne nicht mehr. Denn die böse
Kernenergie trägt ja unbestritten dazu bei, das ebenso als böse
erkannte Kohlendioxid im Zaum zu halten. Abschalten? Ja, aber eben
nur in dem Maße, in dem erneuerbare Energien tatsächlich verfügbar
sind. Solch eine Verständigung wäre wünschenswert gewesen. So aber
wird der schwarz-gelbe Atomkompromiss - wie schon zuvor der rot-grüne
Ausstiegsbeschluss - nur eine begrenzte Halbwertszeit haben.
Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
287645
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Niederlande / Wilders Osnabrück (ots) - Ende mit Schrecken
Die geschwächten Christdemokraten (CDA) waren bei der
Regierungsbildung in den Niederlanden von vornherein das Zünglein an
der Waage - diese Funktion haben sie verantwortungsvoll zu nutzen
gewusst. Einer Minderheitsregierung mit den Rechtsliberalen von der
VVD unter Duldung der rechtspopulistischen PVV mit ihrem
islamfeindlichen Parteichef Geert Wilders erteilten die CDA-Politiker
nach Prüfung ihres Gewissens eine Absage.
Der politische Scherbenhaufen ist zwar zunächst beträchtlich. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Streit um Leiharbeit Osnabrück (ots) - Nicht stehen bleiben
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ist im Kampf gegen den
Missbrauch von Zeitarbeit auf dem richtigen Weg. Jetzt darf sie nur
nicht zu früh stehen bleiben.
Es war überfällig, die sogenannte Drehtür zu verriegeln. Dass
Unternehmen Beschäftigte entlassen und zu schlechteren Bedingungen
als Leiharbeiter wieder einstellen können, ist eine der übelsten
Formen von Lohndumping. Und man kann nur bedauern, dass erst das
schlechte Beispiel einer großen Drogeriekette Bewegung in die
Angelegenheit mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Laufzeiten von Atomkraftwerken Osnabrück (ots) - Wenn Verträge gebrochen werden
Pacta sunt servanda - Verträge müssen eingehalten werden. So
lautet ein nicht nur moralischer Leitsatz im öffentlichen und
privaten Recht. Politik und Energiekonzerne scheinen sich darum nur
wenig zu scheren, wenn es um den Stopp des Atomausstiegs geht. Der
Atomkonsens vor acht Jahren mitsamt den Unterschriften ist das Papier
nicht mehr wert, auf dem er festgehalten wurde.
Die Würfel für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken sind zwar
gefallen. Doch wer glaubt, ein Schub mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: "Es geht um das Versagen von Bildungseinrichtungen, nicht um Genetik" Der Politologe Thomas Meyer über Thilos Sarrazin und Integration in Deutschland Köln (ots) - Der Bonner Politologe und stellvertretende
Vorsitzende der SPD-Grundsatzkommission, Thomas Meyer, fordert ein
"neues, auf die Erfordernisse der Immigranten zugeschnittenes
Vorschulsystem". Für die deutschen Integrationsprobleme macht er in
erster Linie ein bildungspolitisches Versagen verantwortlich.
"Tatsächlich ist das Schulsystem der Bundesrepublik in keiner Weise
auf die spezifischen Bedingungen von Migrantenkindern eingestellt."
Es müsse deshalb eine, durch forcierte Aufklärung der Eltern
begleitete "Verpflichtung mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Trittin (Grüne) sieht Potenzial für rechts-populistische Partei Bielefeld (ots) - Bielefeld. Jürgen Trittin (Grüne) schließt nach
der Diskussion um die Veröffentlichung von Thilo Sarrazins Buch nicht
aus, dass sich auch in Deutschland neue rechtspopulistische Parteien
gründen könnten.. "Sarrazin und sein Promoten durch fast alle Medien
haben offenbart, dass es ein Potenzial für rechten Populismus auch in
Deutschland gibt", sagt der Fraktionschef der Grünen im Bundestag im
Interview mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen
(Montagsausgabe). Jede rechts-populistische Partei habe aber mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|