Heinz Buschkowsky im stern: "Nur die Hälfte des Kindergeldes bar auszahlen" - Neuköllner Bezirksbürgermeister beobachtet bei Migranten fortschreitenden "Rückmarsch ins Mittelalter"
Geschrieben am 08-09-2010 |
Hamburg (ots) - Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz
Buschkowsky (SPD) hat sich für eine radikale Reform der
Kindergeldzahlung ausgesprochen, um die Chancen von Kindern aus
bildungsfernen Familien zu erhöhen. "Ich sage: Nur noch die Hälfte
des Kindergeldes an die Eltern bar auszahlen", sagte Buschkowsky in
der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins
stern. "Aus den restlichen 17 Milliarden Euro machen wir Krippen,
Kindergärten, Ganztagsschulen, kleinere Klassen, Mittagessen,
kostenlose Schulbücher, Sprachunterricht, Sport, Musik." Er plädiert
zudem für eine Kita-Pflicht. Nur auf diese Weise ließen sich Jungs
aus fundamentalistischen Migrantenfamilien integrieren. "Wir müssen
dem Ey-hast-du-Problem den Nachwuchs abschneiden", so der
SPD-Politiker. "Das erreichen wir nur mit Vorschulerziehung und
Ganztagsschulen. Das erreichen wir nicht, wenn wir die Kinder um halb
zwei nach Hause schicken, und eine Viertelstunde später sitzen sie
vor dem Fernseher mit Heimatsender."
Im Berliner Bezirk Neukölln, dem Buschkowsky seit zehn Jahren
vorsteht, leben 300.000 Menschen. 40 Prozent davon sind Einwanderer
oder Kinder von Einwanderern. In den Grundschulen von Nord-Neukölln
liegt der Migrantenanteil bei bis zu 90 Prozent. Er beobachte im
Moment, "dass der Rückmarsch ins Mittelalter weiter fortschreitet",
sagt Buschkowsky im Interview mit dem Magazin. Es gebe zunehmend
Eltern, die Probleme mit dem Biologieunterricht haben, Kinder mit
katastrophalen Sprachschwierigkeiten, Kinder, die sich dem Unterricht
verweigern und Mädchen, die keinem Jungen die Hand geben. "Die Lehrer
schätzen den Anteil dieses Milieus auf 20 bis 30 Prozent. Und er wird
nicht kleiner, sondern größer", so Buschkowsky weiter. Er warnte
davor, die Entwicklung zu ignorieren. "Unsere Probleme haben viele
Kommunen in Deutschland. Es gibt viele Neuköllns, sie heißen nur
anders. Wir sind nur etwas größer."
Den etablierten Parteien warf Buschkowsky vor, die Menschen mit
ihrer Angst vor Überfremdung allein zu lassen. Er bezweifelt, dass
Integration nach der Debatte um die umstrittenen Thesen von Thilo
Sarrazin tatsächlich zu einem Megathema der deutschen Politik werde,
wie die CDU und SPD angekündigt haben. "Glauben Sie daran? Im Moment
wollen alle vor allem den Störenfried Sarrazin loswerden", sagt
Buschkowsky im stern. "Aber es gibt die Einwanderung in die
Sozialsysteme, es gibt Integrationsverweigerung und
Parallelgesellschaften. Es gibt Rückschrittlichkeit und Kriminalität.
Der Risikofaktor jung, männlich, Migrant ist Realität. Aber die große
Politik sagt: Integration - eine einzige Erfolgsgeschichte. Alles,
was die Leute stört, ist nur gefühlt."
Originaltext: Gruner+Jahr, stern
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Pressekontakt:
stern-Redakteur
Andreas Hoidn-Borchers
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