WAZ: Europa streitet um die Roma - Ein Satz zu viel - Kommentar von Detlef Fechtner
Geschrieben am 16-09-2010 |
Essen (ots) - Die EU-Kommissarin Viviane Reding hat recht, wenn
sie die französische Regierung wegen deren mehr als fragwürdigen
Umgang mit den Roma anbellt. Sie hat sogar Recht, wenn sie dabei über
den üblichen Diplomaten-Jargon hinausgeht. Aber Reding hat kein Recht
dazu, die gegenwärtige Ausweisung von Roma aus Frankreich in die Nähe
der Verbrechen der Nationalsozialisten zu rücken. Genau das aber hat
sie getan und damit einen Satz zu viel gesprochen. Denn auf diese
Weise hat sie andere Regierungen - auch die deutsche - dazu gebracht,
auf Distanz zu ihr zu gehen. Die Europäische Union funktioniert - so
wie sie funktioniert - nur deshalb, weil es eine unausgesprochene
Übereinkunft gibt, kein Mitglied zu beleidigen, in die Ecke zu
stellen oder dessen Interessen zu ignorieren. Nur unter dieser
Bedingung sind EU-Partner bereit, ständig Entscheidungen mitzutragen,
die ihnen Zugeständnisse abverlangen. Man kann das langweilig finden,
weil laute Duelle publikumswirksamer sind als das leise Ringen um
einvernehmliche Lösungen. Aber dieser Umgang miteinander sorgt dafür,
dass die EU letztlich doch gemeinsam Lösungen für Probleme findet -
hoffentlich bald auch für die Sorgen der Roma.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Aber Reding hat kein Recht dazu, die gegenwärtige Ausweisung von Roma
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