LVZ: Leipziger Volkszeitung zu OECD-Bildungsbericht
Geschrieben am 12-09-2006 |
Leipzig (ots) - Wer ist nicht alles in Finnland gewesen von den bildungswütigen Bildungsexperten, um zu lernen wie man junge Leute besser auf die Zukunft vorbereitet. Als Dank bekommen sie wieder einen Bericht vorgesetzt, der ein mangelhaftes Zeugnis ausstellt. Es muss entmutigend sein. Die durch die Pisa-Tests erzeugten Reformwellen ziehen zwar nicht wirkungslos über das Land hinweg. Sie fruchten hier und da mal mehr und mal weniger. Weil andere aber schneller und radikaler sind, fällt Deutschland international trotzdem zurück. Wahrscheinlich nehmen die meisten Lehrer die Tests gar nicht mehr wahr. Das ist verständlich, denn sie sind die letzten, die am System etwas ändern können. Wenn Sachsen etwa Lehrer zwingt, weniger zu arbeiten, bleibt nun mal die individuelle Förderung auf der Strecke. In der allgemeinen Wahrnehmung heißt es dann: Die Schule ist mies. Das ist demotivierend. Andererseits ist es schade, wenn Pädagogen Dienst nach Vorschrift verrichten. Denn auch innerhalb eines Systems gibt es Verbesserungspotenzial. Doch die eigentlichen Weichen für eine Bildung, die die Mehrheit der Schüler und Studenten so auf die Zukunft vorbereitet, dass nicht in Extrakursen und Zusatzstudien nachgebessert werden muss, werden nicht in Klassenzimmern und Hörsälen gestellt. Die treffen sechzehn Kultus- und die gleiche Anzahl Wissenschaftminister in Komplizenschaft mit sechzehn Finanzchefs. Alle betonen sie den Wettbewerbscharakter des Föderalismus. Natürlich. Das Prinzip der Kleinstaaterei war es immer, sich vom Reich des Nachbarfürsten abzugrenzen. Den globalen Blick erwartet man in diesem System vergebens. Bildung verharrt in Deutschland in der Zuständigkeit der Buchhalter. Die verstehen nur schwer, dass sie mit Kürzungen in diesem Bereich am falschen Ende sparen. Somit verhindern sie die Entwicklung des Rohstoffs Wissen, statt sie zu fördern. Bildung lässt sich nicht in eine Kosten-Nutzen-Rechnung pressen. Man kann nicht vorhersagen, dass bei einer bestimmten Erhöhung der Pro-Kopf-Ausgaben ein bestimmter Durchschnitt herrauskommt. Es gibt keinen Automatismus. Aber es gibt wissenschaftliche Prognosen und Erfahrungen anderer Staaten. Mehr Mittel ermöglichen mehr Betreuung und eine bessere Ausstattung der Bildungsstätten. Anderswo führt dies zu besseren Zukunftschancen. Der OECD-Bericht ist eine Chance, sich ein Beispiel zu nehmen. Um international mithalten zu können, bedarf es eines gesellschaftlichen Konsens' und einer nationalen Offensive. So wie in der Familienpolitik, wo mit Elterngeld und Vaterzeit versucht wird, die Vereinbarkeit von Kind und Karriere zu verbessern. Bei der Bildung ist der Föderalismus ein Bremsklotz. Angesichts einheitlicher Standards und Vergleichsarbeiten werden sich die Länder aneinander angleichen und langsam verbessern. Um den Absolventen global Chancengleichheit zu bieten, ist das indes viel zu langsam.
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