Westfalenpost: Ganz wenig Neues Berliner Rede des Bundespräsidenten
Geschrieben am 21-09-2006 |
Hagen (ots) - Von Andreas Thiemann
Schon die Ortswahl sollte ein deutliches Signal setzen: In einer Schule mitten im Berliner Bildungsproblembezirk Neukölln hat Bundespräsident Horst Köhler seine Rede gehalten. Sein Forderungskatalog war lang, aber doch weitgehend ohne sonderliche Überraschungen: Mehr Geld, mehr Zeit, mehr Bemühen für und um die junge Generation, die sich ihrerseits natürlich auch anstrengen soll. Niemand wird dem Bundespräsidenten da widersprechen, alle wissen natürlich, dass er Recht hat. Aber all das ist auch schon unzählige Male von anderen Gutmenschen heruntergebetet worden. Bemerkenswert immerhin Köhlers klares Plädoyer für den Religionsunterricht - den christlichen ebenso wie den islamischen. Bemerkenswert auch, dass Köhler Begriffe wie Respekt, Rücksicht und Manieren wieder in Erinnerung ruft und als wichtige Säulen unserer Gesellschaft benennt. Gut gemeint, sicher, das war diese Berliner Rede. Aber in der Substanz blieb sie doch enttäuschend dünn und allgemeingültig. Der erste Repräsentant unseres Landes wollte in der Tradition seiner Vorgänger Roman Herzog und Johannes Rau den Bürgern buchstäblich Staatstragendes vermitteln. Dafür aber hätte mehr kommen müssen, als pure Selbstverständlichkeiten und ein freundliches Werte-Bekenntnis.
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