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Bürokratie und Hierarchien verärgern Beamte

Geschrieben am 04-10-2006

Wiesbaden (ots) - In Deutschland sind derzeit knapp fünf Millionen
Beamte, Angestellte und Arbeiter im öffentlichen Dienst beschäftigt.
Viele Bürger machen die Staatsdiener für den hohen bürokratischen
Aufwand der Verwaltung verantwortlich. Tatsächlich aber nervt die
ausufernde Bürokratie die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bei
ihrer täglichen Arbeit mindestens ebenso wie die Bürger. Allein knapp
neun von zehn Beamten klagen über ausufernde bürokratische
Vorschriften. Auch das Missmanagement öffentlicher Gelder und ein
erschreckend hohes Maß an Korruptionsversuchen ärgern Beamte und
Angestellte bei der Ausübung ihres Berufes. Etwa jeder zweite
Befragte wünscht sich an seinem Arbeitsplatz mehr Freiraum für
Eigeninitiative und kritisiert die hierarchischen Strukturen
innerhalb der Behörden. Beinahe jeder zweite Beamte und Angestellte
spricht sich grundsätzlich für eine weitere Privatisierung des
öffentlichen Sektors aus. Das ist das Ergebnis der repräsentativen
Studie "Öffentlicher Dienst" von der DBV-Winterthur in Zusammenarbeit
mit dem F.A.Z. Institut.

Klischees und Vorurteile bestimmen das Bild, das sich die
Öffentlichkeit über Beamte, Angestellte und Arbeiter im öffentlichen
Dienst macht: Fast acht von zehn Bürgern nennen ein hohes Maß an
beruflicher Sicherheit und Ansprüche auf besondere
Versorgungsleistungen als markantestes Merkmal der öffentlichen
Beschäftigten. Mehr als neun von zehn Bediensteten sind davon
überzeugt, dass sie selbst sich durch ein hohes Maß an
Verantwortungsbewusstsein im Beruf auszeichnen. Damit unterscheidet
sich das Selbstbild der Staatsdiener von den Ansichten der Bürger
grundlegend. Über 80 Prozent der Staatsbediensteten heben die eigene
Fachkompetenz hervor. Zwei Drittel von ihnen geben an, dass sie die
Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber über eigene persönliche
Interessen stellen. Vor allem bei der jüngeren und mittleren
Generation der öffentlichen Bediensteten sowie bei den
Führungskräften unter den Beamten ist das Berufsethos noch besonders
stark ausgeprägt.

Dagegen sind die Bürger vom Verantwortungsbewusstsein und der
Kompetenz der Beamten und öffentlichen Angestellten deutlich weniger
überzeugt. Je nach eigener gesellschaftlicher und beruflicher
Stellung urteilen die Bürger aber sehr unterschiedlich. So haben
Frauen ein deutlich positiveres Bild von Beschäftigten im
öffentlichen Dienst als Männer. Die Besserverdiener und die
Selbstständigen äußern sich im Vergleich zu Personen aus den unteren
und mittleren Einkommensgruppen kritischer über Beamte und
öffentliche Angestellte. Rentner, Hausfrauen und Arbeiter drücken
hingegen eine deutlich höhere Wertschätzung für Arbeitnehmer im
öffentlichen Dienst aus. Dabei fließen persönliche Erfahrungen mit
Ämtern in die Beurteilungen ein. Hat ein Unternehmer beispielsweise
einen hohen bürokratischen Aufwand für seine Geschäftstätigkeit,
führt dies eher zu einer schlechteren Bewertung der Beamten und
öffentlichen Angestellten.

Besonders interessant: Auch eine Mehrheit der öffentlichen
Beschäftigten gibt an, bei der täglichen Arbeit unter den ausufernden
bürokratischen Vorschriften zu leiden. Fast neun von zehn Beamten
klagen über bürokratische Vorschriften, mit denen sie sich
auseinandersetzen müssen. Zudem kritisiert gut jeder zweite
öffentliche Beschäftigte die hierarchischen Strukturen innerhalb der
eigenen Behörde. Je älter die Befragten sind, desto größer ist ihr
Unmut über die Dienstebenen in ihrer Behörde. Während 47 Prozent der
18- bis 29-Jährigen daran Kritik üben, sind es 65 Prozent der
Beschäftigten ab 60 Jahre.

Das Berufsfeld des öffentlichen Dienstes ist einem starken Wandel
unterworfen. Der Umbruch lässt keinen Bereich unberührt. Behörden
werden zusammengelegt, lokale Versorger privatisiert und Aufgaben
extern vergeben. Damit wandelt sich nicht nur die Arbeitswelt der
Beschäftigten hin zu kundenorientierten Dienstleistungseinheiten. Die
Reformen haben Auswirkungen auf die Einstellung der Beamten und
öffentlichen Angestellten zu ihrer Berufstätigkeit. So werden
beispielsweise gemischte Finanzierungsmodelle mit öffentlichen und
privaten Beiträgen, so genannte Public Private Partnerships, in
Zukunft weiter zunehmen. Eine Mehrheit der Beschäftigten steht
entsprechenden Privatisierungsmodellen für öffentliche Einrichtungen
positiv gegenüber. Sie sprechen sich aber dagegen aus,
privatwirtschaftliche Grundlagen auf den gesamten öffentlichen Sektor
auszudehnen. Die Gegner einer weiteren Privatisierung finden sich vor
allem in den Beschäftigungsgruppen, deren Arbeitsplätze in diesem
Fall besonders bedroht wären: Hauptschulabsolventen, Jüngere und die
unteren Einkommensklassen.

Allerdings wird der Wandel im öffentlichen Dienst auch als Chance
wahrgenommen: Jeder zweite Bedienstete wünscht sich an seinem
Arbeitsplatz einen größeren Freiraum für mehr Eigeninitiative.
Ärgernisse im Beruf eines Beamten wie versuchte Einflussnahme und
Korruption ließen sich durch weitere Privatisierungen mildern. Der
Handlungsbedarf für Dienstherren ist groß: Fast jeder zweite Beamte
und Angestellte im öffentlichen Dienst sieht sich an seinem
Arbeitsplatz häufiger direkt oder mittelbar Versuchen von
Einflussnahme und Korruption ausgesetzt. Dabei finden sich
Korruptionsversuche gegenüber Angestellten deutlich häufiger als
entsprechende Anfragen an Beamte.

Die Zahl der Beamten nimmt derweil kontinuierlich ab, während der
Anteil fester und befristeter Angestelltenverhältnisse ansteigt. Die
Bediensteten selbst sehen ihre berufliche Stellung durch die
fortschreitende Privatisierung und Konsolidierung der öffentlichen
Hand nur noch bedingt als gesichert an. Das Versorgungssystem, das
bisher vor allem den Beamten finanzielle Sorglosigkeit im Alter
garantierte, wankt. So geraten beispielsweise die bisherigen
Pensionsleistungen von Bund, Ländern und Gemeinden auf Grund der
ungünstigen demographischen Entwicklung in Deutschland unter Druck.
Die Kürzung von Zulagen und Pensionen sowie die laufende
Neuausrichtung des öffentlichen Sektors machen für Beamte und
Angestellte Zusatzvorsorge auf verschiedenen Gebieten notwendig.
Insbesondere die Mitarbeiter aus der jungen und mittleren Generation
sind sich des Zwangs zusätzlicher Sparleistungen für den eigenen
Lebensabend bewusst. Dabei spielt der Status - Beamter oder
Angestellter - für die Intensität der Vorsorge offenbar keine Rolle.
Neben der Altersvorsorge nimmt die Absicherung der eigenen
Pflegebedürftigkeit und des eigenen Unfallrisikos eine zentrale Rolle
ein.

Dossier "Öffentlicher Dienst"
Das aktuelle Dossier "Öffentlicher Dienst" der DBV-Winterthur
entstand im Juni 2006 in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut und
dem Marktforschungsinstitut forsa. Für die Studie wurden 500
deutschsprachige Bürger ab 18 Jahre sowie 500 Beamte und Angestellte
ab 18 Jahre im öffentlichen Dienst befragt. Sowohl die interviewten
Bürger als auch die befragten Bediensteten repräsentieren einen
Querschnitt beider Personengruppen in Deutschland. Die Befragung
erfolgte mittels computergestützter Telefoninterviews anhand von
strukturierten Fragebögen. Die Ermittlung der Interviewpersonen wurde
über eine mehrstufige systematische Zufallsauswahl durchgeführt.

DBV-Winterthur Versicherungen
Die DBV-Winterthur ist eine große Versicherungsgruppe mit über
130jähriger Erfahrung auf dem deutschen Markt. Die Kennzahlen: 4.742
Mitarbeiter, rund 3,5 Millionen Versicherte und Beiträge von rund 3,7
Milliarden Euro (Stand: 31.12.2005). Das Beitragsaufkommen liegt zu
53 Prozent in der Lebens-, zu 27 Prozent in der Kranken- und zu 20
Prozent in der Schadenversicherung. Eine der größten Kundengruppen
sind Beamte und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes mit über 1,1
Millionen Versicherten. Für diese bietet die DBV-Winterthur spezielle
Produkte und Tarife. Hauptsitz des Konzerns ist Wiesbaden, ein
Direktionsbetrieb besteht in München, Servicezentren gibt es außerdem
in Berlin, Hamburg, Offenbach und Köln. Zur Gruppe gehört zudem die
holländische DBV Verzekeringen mit Sitz in Zeist/NL. Die
DBV-Winterthur bietet Versicherungsprodukte in den Sparten Lebens-,
Kranken- und Schadenversicherung an, darüber hinaus auch
Finanzierungen sowie Geldanlagen. Sie ist heute eine der führenden
Versicherungsgruppen in Deutschland und international in die
schweizerische Winterthur Group eingebunden.

Originaltext: DBV-Winterthur Versicherungen
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=11912
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_11912.rss2

Kontakt:
DBV-Winterthur
Unternehmenskommunikation
Dr. Mathias Oldhaver
Telefon (+49) 0611/363 2593
Fax (+49) 0611/363 4161
presse@dbv-winterthur.de


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