LVZ: Leipziger Volkszeitung zu CSU/Stoiber/Merkel.
Geschrieben am 15-10-2006 |
Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka - Angela Merkel kann einem leid tun. Wer diese CSU mit dem Scheinriesen Edmund Stoiber an der Spitze zum brüderlichen Mitstreiter an der Seite hat, der wird die SPD mit ihrem vergleichsweise berechenbaren Kurt Beck geradezu als Kraftquell schätzen. Gnadenlos populistisch, bedenkenlos provinziell und brutal egoistisch führt der 65-jährige Stoiber einen Wettlauf gegen sich selbst, gegen die eigene Vergangenheit. Fast alles hätte er werden können, immer stand er sich selbst im Weg. Auf dem CSU-Parteitag ertrug ihn die Basis nur noch pflichtschuldig. Er, der so gern geliebt würde vom Volk, von der CSU, von den Kleinen und Großen in diesem Land, musste erfahren, wie lächerlich das wirkt, wenn man versucht, die eigenen Fehler anderen unterzuschieben. Eine zerredete Gesundheitsreform, Streithanseleien, Angriffe auf die Autorität der Regierungschefin, Miesmacherei statt Ermutigung. Immer war es Kurt Beck, sagt der Stoiber Edi. Für wie dumm hält der Freistaatschef eigentlich seine Mitmenschen? Diese große Koalition ist das Ergebnis einer unentschlossen urteilenden Wählerschaft. Veränderung ohne allzu großes Risiko. Das passt der SPD besser ins Konzept als der ursprünglich veränderungswilligen Kanzlerkandidatin Angela Merkel. Deshalb macht sie als Regierungschefin die Politik der kleinen Schritte zu ihrer neuen Grundtugend und wirkt dabei inzwischen wie die Kopie von Gerhard Schröder. Aber die Machtmechanik im Bund lässt kaum größere Experimente zu. Nur die CSU, genauer gesagt ihr Stoiber-Flügel, tut so, als lasse sich in Berlin so Politik machen, wie in München mit einer absoluten Mehrheit im Kreuz. Niemand, der den Bayern Stoiber kennt, bezweifelt dessen rastlosen Einsatz. Er ist auch kein bloßer Querulant, kein "Dr. No" um des Nein-Sagens willen. Er handelt "in bester Absicht", wie er behauptet. Stoiber, und das macht ihn mittlerweile zum Unglücksfall für Deutschland, hat aber das falsche Ziel:Statt mit Bayern und der CSU-Macht für Deutschland zu kämpfen, strampelt er sich ab, um persönlich wieder anerkannt zu werden. Deshalb geriert sich der Ministerpräsident derzeit als größter Bayer aller Zeiten und kämpft unverhohlener als es Strauß je gemacht hat um bayerische Vorteile. So wird er für Merkel im Vergleich zu SPD-Chef Beck zum größeren Problemfall. Das war bei der Gesundheitsreform so, das zeigt sich jetzt bei der Erbschafts- und Unternehmenssteuerreform und das lässt sich bei der Suche nach den nächsten Themen erahnen. Als bayerischer Provinzler kann man ganz schnell "Daham statt Islam" popularisieren. Im nationalen Rahmen sollte einem mehr einfallen, als die billige Kopie eines gescheiterten österreichischen Wahlmottos der Rechtsaußen.
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