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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu DHL

Geschrieben am 17-10-2006

Leipzig (ots) - Doppelter Segen
Von Bernd HilderDas beste Mittel gegen neue Unterschichten ohne
Perspektive und Motivation sind weder staatliche Notprogramme noch
schöne Politikerreden. Das beste Mittel sind genügend aus privater
Initiative entstehende Arbeitsplätze - und der Zwang, sie anzunehmen.
Wenn es sie denn gibt! Und genau hier liegt das Problem: Noch immer
herrscht Arbeitsplatzknappheit in Deutschland, speziell für gering
Qualifizierte. So betrachtet ist die Ansiedlung von DHL am Flughafen
Leipzig/Halle gleich ein doppelter wirtschaftlicher Segen, gerade
weil nicht nur Akademiker-Jobs zu vergeben sind: Die Logistikbranche
wird neben moderner Technik von einfachen Tätigkeiten dominiert. Die
Arbeitnehmer dafür kommen aus dem nahen Umfeld. Das ist eine wichtige
sozialpolitische Komponente.
Bundeskanzlerin Merkel, Sachsens Ministerpräsident Milbradt und
Postchef Zumwinkel hatten durchaus unterschiedliche Gründe, das
Bergfest des DHL-Baus zu feiern: Merkel kann einen Erfolg deutscher
Wirtschaftspolitik und Subventionen präsentieren, eins der größten
aktuellen Wirtschaftsprojekte in Deutschland überhaupt. DHL zieht von
Brüssel nach Mitteldeutschland um. Im Umkehrschluss zeigt dies, wie
knallhart innerhalb der EU um Ansiedlungen gekämpft wird. In
Mitteldeutschland sind die DHL-Löhne ein Fünftel niedriger als in
Brüssel. Die Freude von Leipzig ist das Leid von Brüssel. Milbradt
hingegen kann auf die funktionierende Kooperation in
Mitteldeutschland über Bundesländergrenzen hinweg verweisen, wo doch
oft gerade hier bürokratische und politische Mängel beklagt werden.
Als wichtigstes DHL-Drehkreuz neben Hongkong und Wilmington in den
USA wird die Ansiedlung fast schon automatisch weitere Arbeitsplätze
zur Folge haben. Amazon ist ein Anfang. Die mitteldeutsche Region um
Leipzig hat die Chance, sich zu einem weltweit beachteten
Logistik-Standort zu mausern, zumal auch das Autobahnnetz immer
besser ausgebaut ist - und der Flughafen über uneingeschränkte
Nachtflugrechte verfügt. Das ist ein kaum zu überschätzender Trumpf
gegenüber vielen anderen Standorten. Zum Wohle von dringend
benötigten Arbeitsplätzen kann dies dann akzeptiert werden, wenn
betroffenen Bürgern weit reichender Lärmschutz zugesprochen wird.
Die gravierende Arbeitslosigkeit der Region wird auch DHL nicht in
Luft auflösen können. Der Frachtkonzern ist ein weiterer wichtiger
Leuchtturm in der Landschaft, von denen aber nicht alle Jahre ein
neuer entsteht - und die allein noch keine blühenden Landschaften
erstrahlen lassen. Bei so ziemlich allen Großansiedlungen in der
Region, von BMW und Porsche in Leipzig über VW in Mosel bis AMD in
Dresden, handelt es sich um verlängerte Werkbänke. Die Entscheider
der Konzernzentralen sitzen woanders. Das ist bei kleinen und
mittleren Betrieben anders, wie besonders die Region Chemnitz mit
ihrem Maschinenbau beweist. Leuchttürme dürfen bejubelt werden,
Wirtschaftsförderung darf aber nicht den Mittelstand aus den Augen
verlieren.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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