Lausitzer Rundschau: Parteien stemmen sich gegen den Abwärtstrend: Von der Not zur Tugend
Geschrieben am 17-10-2006 |
Cottbus (ots) - Politik, das war mal eine richtig spannende Sache. Man muss gar nicht zurück an die Anfänge organisierter Gesellschaften, als in Athen die aktive Polis geboren wurde, der (Stadt-)Staat zum Mitmachen für alle. Es reicht schon, sich zurückzuversetzen in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Die mörderische Diktatur war zerschlagen, aus den Scherben konnten und mussten die Deutschen ihr Land neu erschaffen. Mithilfe und unter Oberaufsicht der Alliierten zwar, dennoch aber mit viel Raum für eigene Ideen. Die Erfahrungen von Krieg und Diktatur hatten schmerzlich gezeigt, wie dringend die Ideale der französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit - des Schutzes bedürfen. Ein möglichst gutes Leben für möglichst viele Menschen, dafür sollten Parteien im Osten wie im Westen Wege weisen. Dafür saß man stundenlang auf Parteiversammlungen, dafür ging man auf die Straße, dafür steckte man so manche Enttäuschung weg. Heute tendiert die Bindungskraft eines Parteibuches gegen Null. Der Mensch des 21. Jahrhunderts bindet sich ungern auf Dauer. Wenn er es dennoch tut, dann braucht er dafür handfeste Gründe. Personen, die auch wirklich leben, was sie predigen. Strukturen, die durchlässig sind und Gestaltungsmöglichkeiten einräumen, auch wenn man nicht die jahrelange Ochsentour durch Ortsvereine hinter sich hat. Die Parteien in der Lausitz mussten gleich nach der Wende einige bittere Pillen schlucken und ohne festen Mitgliederstamm ums Überleben kämpfen. Vielleicht sind ihre Verluste deshalb heute weniger dramatisch als die der großen Brüder und Schwestern im Westen.
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