Annette Schavan beim ZEIT FORUM der Wissenschaft: Geisteswissenschaften ohne gemeinsame Kultur
Geschrieben am 17-10-2006 |
Hamburg (ots) - Hamburg, 17. Oktober 2006: Annette Schavan ist mit dem Ergebnis der Exzellenzinitiative zufrieden: "Die Politik hat dieses Verfahren gewählt und wir sind zu einem guten und raschen und vor allem einstimmigen Ergebnis gekommen", sagte sie am Dienstagabend, 17. Oktober, beim ZEIT FORUM der Wissenschaft in Berlin. Unter dem Titel "Exzellenzinitiative: Wer ist die beste Uni im Land?" sprach die Bundesministerin für Bildung und Forschung mit führenden Experten von Wissenschaftsorganisationen und Universitäten. Sie zeigte sich insbesondere von der Öffentlichkeitswirkung der Exzellenzinitiative begeistert: Sie habe "das Thema Hochschule in den Medien ganz groß gemacht".
Schavan mahnte aber, dass mit der Exzellenzinitiative nicht alle Probleme gelöst werden können. In Zukunft müsse neben der Forschung vor allem die Lehre stärkere Beachtung finden, dafür bräuchte man aber neue Bewertungsansätze und Instrumente. Die Schwäche der Geisteswissenschaften im Wettbewerb erklärte Schavan mit der Vielfalt der Ansätze: Bei den Geisteswissenschaften, so Schavan, "steht eine riesige Fächerpalette dahinter, ohne eine gemeinsame Kultur". Dafür müssen neue Förderinstrumente gefunden werden. Mit den Hochschulen in den USA könne man die deutschen Eliteuniversitäten noch lange nicht vergleichen: "Der Haushalt der Eliteuniversitäten dort besteht nicht nur aus öffentlichen Mitteln ... Wollen wir zu solchen Entwicklungen wie in den USA kommen, ist das nicht nur eine Frage der Regierung, sondern auch anderer Kräfte im Staat."
Prof. Herfried Münkler, Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin sieht in der Exzellenzinitiative Gefahren: "Zuerst führt man eine Elitediskussion und dann eine Unterschichtendiskussion über Hochschulen. Das ist das, was wir in der Gesellschaft jetzt auch gesehen haben", kommentierte der Elitenforscher die Konzentration auf wenige bedeutende Universitäten. "Manche Universitäten werden den Aufstiegswillen dadurch nicht mehr aufbringen." Münkler weiter: "Man glaubt, Exzellenz ist dort, wo sich Politik raushält und die Wissenschaft über sich selbst entscheidet".
Weitere Teilnehmer des ZEIT FORUMS der Wissenschaft waren Prof. Bernd Huber, Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München, Karin Lochte, Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates und Prof. Margret Wintermantel, HRK-Präsidentin. Durch die Diskussion führten Andreas Sentker, Leiter Ressort Wissen DIE ZEIT und Ulrich Blumenthal, Redaktionsleiter "Forschung aktuell", Deutschlandfunk. Das ZEIT FORUM der Wissenschaft ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der ZEIT, der ZEIT-Stiftung und des Deutschlandfunks.
Originaltext: DIE ZEIT Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=9377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_9377.rss2
Pressekontakt: Silvie Rundel Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 040 / 32 80 - 344 Fax: 040 / 32 80 - 558 E-Mail: rundel@zeit.de
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