KBV bezieht Position zum Arzneiverordnungsreport / Weigeldt: Blanke Zahlentheorie wird der Versorgungswirklichkeit nicht gerecht
Geschrieben am 19-10-2006 |
Berlin (ots) - "Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es ist bedauerlich, dass die öffentliche Darstellung des Arzneiverordnungsreports ausschließlich in theoretisch berechneten Milliardenzahlen gipfelt, die als nicht genutzte Einsparpotenziale hingestellt werden." Das hat heute in Berlin Ulrich Weigeldt erklärt. Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) äußerte sich anlässlich der Vorstellung des Arzneiverordnungsreports 2006 von Prof. Ulrich Schwabe. Weigeldt weiter: "Den Rückgang in der Verordnung von umstrittenen Arzneimitteln mit dem Anstieg bei der Verschreibung von Innovationen zu verrechnen, zeugt nicht von guter wissenschaftlicher Praxis." Das habe bereits der Arzneimittel-Atlas des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) detailliert ausgeführt. "Dessen Autoren haben eindeutig nachgewiesen: Mehrausgaben im Gesundheitswesen beruhen auf einer verbesserten Versorgung von schwer- und schwerstkranken Patienten", führte der KBV-Vorstand aus.
Innovationen seien medizinisch sehr sinnvoll, wenn auch oft sehr teuer. Nicht selten böten sie die einzige wirkliche Hilfe für den Patienten. Umstrittene Medikamente wie Venensalben seien in der Tat oft fragwürdig. Der Prozentsatz an umstrittenen Medikamenten sei in den vergangenen Jahren aber ständig zurückgegangen. Habe er 2003 noch 16,5 Prozent bei den Verordnungen und 7,3 Prozent bei den Umsätzen betragen, seien es 2005 nur noch 8 Prozent bei den Verordnungen und 3,7 Prozent bei den Umsätzen gewesen.
"Die Vertragsärzte haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie verhalten sich grundsätzlich richtig, wenn sie Innovationen einsetzen, wo es geboten ist, und umstrittene Medikamente immer mehr meiden", so der Vorstand. Weigeldt wies darauf hin, dass kaum ein Land so hohe Verschreibungsquoten von Generika vorweisen könne wie Deutschland: Wo immer diese günstigen Nachahmerpräparate einsetzbar seien, würden die Vertragsärzte sie auch verordnen. Immerhin nehmen sie inzwischen einen Anteil von 77,4 Prozent an allen Verordnungen an.
Krankenkassen und KBV seien auf einem guten Weg, was die Arzneimittelverordnungen im Jahr 2007 angeht. "Die Spitzenverbände der Krankenkassen nehmen die gestiegene Morbidität, die steigende Lebenserwartung der Menschen und den Einsatz innovativer Präparate genauso ernst wie wir. Deswegen haben wir uns in unserer gemeinsamen Rahmenvereinbarung auf ein maximales Wachstum von 6,1 Prozent geeinigt", erläuterte der Vorstand.
Einsparpotentiale gäbe es durchaus noch bei den Arzneimittelverordnungen. Die lägen aber außerhalb der Einflusssphäre der Vertragsärzte. "Die Medikamentenpreise sind vielfach deutlich zu teuer. Ein reduzierter Mehrwertsteuersatz würde die gesetzliche Krankenversicherung enorm entlasten. Außerdem könnte das System dreistellige Millionenbeträge sparen, wenn die Krankenhausärzte konsequent bei der Entlassung von Patienten aus dem Krankenhaus Wirkstoffe statt teurer Präparate angeben würden", sagte Weigeldt.
Originaltext: kbv Kassenärztliche Bundesvereinigung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=34021 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_34021.rss2
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