Pastor Fliege: Finde Begriff Unterschicht "klar ausgedrückt" / "Habe längst Frieden mit meinem Vater gemacht
Geschrieben am 19-10-2006 |
Bonn (ots) - Der ehemalige Fernsehmoderator Jürgen Fliege hat den Gebrauch des Begriffs "Unterschicht" als zutreffend bezeichnet. In der PHOENIX Sendung "Im Dialog" (Ausstrahlung Freitag, 21 Uhr) sagte er: "Wenn tatsächlich die herrschende Klasse hingeht und sagt "Ihr seid Unterschicht", dann finde ich es klar ausgedrückt, denn das ist der Fall." Er selbst würde "gerne hingehen und sagen, jawohl, sie behandeln Euch so wie Unterschicht, nehmt es an, es ist auch ein stolzes Wort." Gleichzeitig forderte der ehemalige Seelsorger die Menschen dieser gesellschaftlichen Gruppe auf, selbst aktiv zu werden. "Ich würde gerne mit einem Klassenstandpunkt an die Seite dieser Unterschicht treten und sagen "Was machen wir jetzt". Man solle "nicht darauf warten, dass Berlin uns Lösungen präsentiert". Wörtlich sagte Fliege: "Entweder du gehst tatsächlich in der dritten Generation zu Hartz IVund bleibst dabei, oder aber du sagst "Nein, ich kann mein Leben ändern" - und zwar nicht, dass Angela Merkel es für dich regelt, sondern fang an und bebaue die Felder!" Weiterhin beklagte Fliege, dass es heute zu wenig Spiritualität gebe: "Wir leben in einer Zeit in Mitteleuropa, die hoffnungslos ist. Es gibt auch keine Religion mehr in diesem Stück Land, damit meine ich nicht evangelisch oder katholisch sein, sondern an das Leben glauben. (...) Wir haben keine Spiritualität mehr im Lande, deswegen keine Kinder und so weiter." Über das Verhältnis zu seinem vor 26 Jahren verstorbenen Vater, von dem er in seiner Jugend geschlagen wurde, sagte Fliege: "Das war in einer Zeit, wo fast alle Väter ihre Kinder geschlagen haben. Richtig ist: Bei der Frage "Hat dir das geschadet?" sage ich gerne ja. (...) Die Trauer, dass der Vater oder die Mutter schlägt, ist grenzenlos in den Seelen der Kinder - und bleibt." Auf die Frage, ob er inzwischen seinen Frieden mit dem verstorbenen Vater gemacht habe, sagte Fliege: "Ich ehre ihn ohne Ende. Es ist mein Vater, ich bin stolz auf ihn. Ich habe längst Frieden mit ihm gemacht. Man kann den verstorbenen Vätern die Liebe nachtragen"
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