LVZ: Glos will bei Kündigungsschutz, betrieblichen Bündnissen und der Kernenergie mehr erreichen als im Koalitionsvertrag steht / Man solle nicht jeden Tag Rambazamba von ihm erwarten
Geschrieben am 18-03-2006 |
Leipzig (ots) - Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) will seinen Ehrgeiz daran setzen, "die Bandbreite der Koalition bei den Reformen auszuloten". Unter anderem mit Blick auf die Bereiche Kündigungsschutz, Betriebliche Bündnisse für Arbeit aber auch bei der Kernenergie gelte für ihn, so Glos in einem Gespräch mit der LEIPZIGER VOLKSZEITUNG (Sonnabend-Ausgabe): "Wir müssen noch das eine oder andere bewerkstelligen, was nicht oder so nicht im Koalitionsvertrag steht", meinte der CSU-Politiker. Unter Hinweis auf die Koalitionsvereinbarungen beispielsweise zum Kündigungsschutz meinte Glos: "Da sind manche Verabredungen bei weitem nicht weit genug", manches sei sogar rückschrittlich im Vergleich zum Ist-Zustand, sagten Experten. Da gebe es "vieles, worüber neu und weiter gesprochen werden muss". Sehr viel weiter in der Aussage könne er unter den gegebenen Bedingungen nicht gehen. Natürlich müsse die große Koalition "aufpassen, dass so ein Bündnis nicht zur Bewegungsunfähigkeit führt". Der CSU-Politiker, der der erste von der Union gestellte Bundeswirtschaftsminister seit den Zeiten eines Ludwig Erhardts ist, erinnerte an die Koalitionsvereinbarung, wonach "die Tarifparteien rasch auf freiwilliger Basis Spielraum für betriebliche Bündnisse schaffen müssen". Betriebliche Bündnisse seien "ein Schlüssel für den Arbeitsmarkt, das galt vor der Wahl und das wollen wir auch nach der Wahl durchsetzen", so Glos. Er könne sich "nur wünschen, dass die IG Metall in der laufenden Tarifrunde den Mut findet, den Betrieben vor Ort das nötige Maß an Freiheit zu verschaffen", so dass unterhalb des Flächentarifvertrages "einzelbetriebliche Lösungen möglich sind". Mit Blick auf den Energiegipfel der Bundesregierung am 3. April meinte der Wirtschaftsminister, er verstehe die Erwartung, dass dort auch über die Frage der weiteren Nutzung der Kernenergie gesprochen werden solle. Bei der von ihm als Energieminister propagierten Laufzeit-Verlängerung der Kernkraftwerke über den Zeitplan des rot-grünen Atomkonsens hinaus, "bin ich hundert Prozent überzeugt, Recht zu bekommen". Angesichts der angespannten Lage auf dem Energiemarkt, aber auch wegen der "praktisch für jeden Verbraucher" spürbaren Preisexplosion auf dem Energie- und Mietnebenkostensektor "wird es auch bei der SPD nur eine Frage der Zeit sein, bis sie ihre ideologisch begründete Absage an die Kernenergie überdenkt". Deutschland könne es sich nicht leisten, "überall die Kostenführerschaft zu haben". Deshalb brauche man eine Energiepolitik, "die die Kosten für Wirtschaft und Verbraucher kalkulierbar hält". Aus ökologischen wie ökonomischen Gründen sei es "unsinnig, Laufzeiten für Kernkraftwerke, deren Betriebsfähigkeit kaum zur Hälfte abgelaufen ist, demnächst willkürlich zu beenden". Für den Bundeswirtschaftsminister nimmt die Urangst vor der atomaren Katastrophe bei den Bürgern ab. "Diese Melange aus Kaltem Krieg und atomarer Apokalypse" führte bei einer Mehrheit zur Absage an die Atomkraft, "auch weil wir uns das damals wirtschaftlich leisten konnten". Heute "können wir es uns eben nicht mehr leisten, auf die Kernenergie als Übergangsenergie zu verzichten". Mit der Union gab es zudem "sowieso keinen Atomkonsens, weil wir damals von Rot-Grün überstimmt wurden". Zu seiner Vorgehensweise innerhalb der Koalition meinte Glos: "Ich will koalitionsverträglich arbeiten, aber auch nicht so tun, als hätten wir alles vergessen, was von uns vor der Wahl gesagt wurde." Angesichts der teilweise kritischen Beurteilung seiner anfänglichen Minister-Arbeit und der teilweise beachtlichen Anfangs-Zustimmung für andere Kollegen meinte Glos: "Ich habe gelernt, die ersten Pflaumen sind madig." Er wolle seriös bleiben und als Minister "nicht in den Ruf kommen, jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben", unterstrich der CSU-Politiker. "Ich will keine Formel-Kompromisse, ich will mehr, als im Koalitionsvertrag drin steht." Außerdem "muss es seriös bei meinen Forderungen zugehen". Bei nur drei Stimmen Unterschied zwischen Union und SPD "gibt es in der großen Koalition keinen Junior-Partner". Darauf müsse man "Rücksicht nehmen". Auch wenn "man von mir als Wirtschaftsminister in der großen Koalition oft verlangt, dass ich da jetzt Rambazamba mache".
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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