Rheinische Post: Bundeswehr verliert Unschuld
Geschrieben am 25-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz
Die perverse Schändung eines Toten durch Bundeswehrsoldaten ist durch nichts zu entschuldigen. Auch nicht durch den Hinweis, dass das "Spielen" mit einem Schädel doch von anderer Qualität sei als das Erniedrigen irakischer Kriegsgefangener. Natürlich erscheint ein Vergleich der Skandalfotos deutscher Soldaten mit dem Folterskandal der US-Armee in Abu Ghraib aus der Luft gegriffen auf der Ebene der Taten. Auf der Ebene der potenziellen Wirkungen auf die einheimische Bevölkerung jedoch bietet beides Anlass, am Auftreten einer fremden Truppe zu zweifeln. Beides können Scharfmacher gerade wegen der Suggestionskraft der Bilder zum Aufpeitschen von Stimmungen nutzen. In Berlin beschäftigt man sich ernsthaft mit der Frage nach dem Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wollte da jemand dem Minister den Weißbuch-Erfolg nicht gönnen? Oder den Beschluss zum Afghanistan-Einsatz torpedieren? Die entscheidende Frage lautet aber: Hat die Bundeswehr durch ihr bisheriges Auftreten genügend Vertrauensvorschuss in Afghanistan erworben, um dieses aufwühlende Fehlverhalten Einzelner ohne Schaden aushalten zu können? Die Antwort wird auch über die langfristigen Erfolgsaussichten der Afghanistan-Mission Auskunft geben, vor allem aber über die aktuelle Gefährdungslage der Soldaten.
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