Westdeutsche Zeitung: Fauler Bahn-Kompromiss = von Ingo Faust
Geschrieben am 26-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Ganz gleich wie das Ringen um eine Lösung für einen Bahn-Börsengang aussehen wird: Es droht ein weiterer fauler Kompromiss nach Art der Gesundheitsreform. Wie üblich in dieser großen Koalition werden am Ende voraussichtlich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Chef Kurt Beck entscheiden müssen. Ein Lenkungsausschuss allein wird wohl kaum "zu Potte kommen". Im Grunde geht es darum, wie viel Einfluss die Bahn bei einem Börsengang auf das Gleisnetz behalten soll. Und direkt damit verknüpft ist die Entscheidung darüber, wie der Wettbewerb auf der Schiene am besten gefördert werden kann. Bisher gibt es den kaum. An der früher ebenfalls staatlichen Telekom wurde vorexerziert, wie das zum Wohle aller Bürger geschehen kann.
Derzeit werden immer neue Privatisierungsvarianten der Öffentlichkeit vorgestellt. Nimmt sich die Chefetage der Koalition der Sache an, dürften noch weitere dazu kommen. Vom Tisch sind bisher die Modelle von der strikten Trennung von Netz und Betrieb - die marktwirtschaftlichste Variante. Ebenfalls abgelehnt ist Bahnchef Hartmut Mehdorns Favorit - der "integrierte Börsengang". Dabei bleibt alles wie gehabt, allerdings könnte die Bahn aus grundgesetzlichen Vorgaben nur zu weniger als der Hälfte privatisiert werden. Die zwei am heftigsten diskutierten Varianten sind derzeit das "kleine Eigentumsmodell" der Union und das "Eigentumssicherungsmodell" der SPD. Beim ersten werden die Schienen nur bewirtschaftet, beim zweiten gleich weiter in den Bahn-Büchern bilanziert.
Eine weitere Variante, die die Fahrgastverbände favorisieren, heißt schlicht: keine Privatisierung. Die Bahn soll öffentlich bleiben und sich auf die Grundtugenden Versorgung und Pünktlichkeit besinnen. Eigentlich auch keine schlechte Idee.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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