Commerzbank-Börsenbericht vom 30.10. bis 3.11.06
Geschrieben am 30-10-2006 |
Frankfurt (ots) - Quartalsberichte und Konjunkturdaten waren die Treiber für weiter steigende Kurse an den internationalen Aktienmärkten. Nachdem es in den letzten Wochen schon deutlich nach oben ging, durften sich Anleger auch in der letzten Handelswoche wieder über moderate Kursgewinne freuen. Der deutsche Aktienindex Dax legte knapp 1% zu, das europäische Pendant EuroStoxx50 gewann 0,5%. In stabiler Verfassung präsentierte sich ebenfalls die amerikanische Börse. Der Dow-Jones-Index legte vergangene Woche um 0,7% zu. Auch in Japan läuft die Quartalsberichtssaison auf vollen Touren, doch bisher zeigten die Zahlen trotz vieler positiver Überraschungen keine große Wirkung auf den Markt. Der Leitindex Nikkei beendete die Woche fast unverändert mit einem kleinen Plus von gerade einmal 0,1%.
Nach etwa 1000 Punkten Anstieg (Dax) seit Sommer diesen Jahres besteht am deutschen Markt durchaus die Gefahr einer temporären moderaten Konsolidierung. Dies wäre begrüßenswert, weil es an der insgesamt positiven Grundstimmung nichts ändern würde. Trotz rasanten Anstiegs ist die Euphorie bei weitem noch nicht so ausgeprägt, wie es im Jahre 2000 der Fall war. Damals hatte die Erwartungshaltung der Anleger zu schnell steigenden Kursbewegungen geführt, die in einem jähen Absturz der Weltbörsen endeten. Ein gemäßigter Anstieg - unterbrochen von kleineren Konsolidierungsphasen - lässt die Börsen weniger anfällig werden für größere Rückschläge.
In den USA dürfte der Optimismus nach den makroökonomischen Daten der letzten Woche weiter anhalten. So wuchs die größte Volkswirtschaft der Welt im abgelaufenen 3. Quartal im BIP lediglich um 1,6% (annualisiert), im Startquartal diesen Jahres war die Wachstumsrate noch dreimal so hoch. In der aktuellen Situation bewerten Analysten diese schwachen Konjunkturdaten als weiteres Indiz, das die Leitzinsen demnächst sinken werden. Auch die US-Notenbank sprach in ihrer Begründung der Zinsentscheidung vom "Softlanding-Szenario" der amerikanischen Wirtschaft. Abnehmende Wirtschaftsdynamik in Verbindung mit rückläufigem Inflationsdruck stellen ein nachhaltig günstiges Umfeld dar. Rezessionsängste sind somit erst einmal von der Agenda verschwunden.
Die US-Währungshüter haben auf ihrer Sitzung am vergangenen Mittwoch die Leitzinsen - wie erwartet - unverändert bei 5,25% belassen. Wegen der deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Amerika und der Abkühlung am dortigen Immobilienmarkt hatten Experten nicht mit einer Änderung der Zinsen gerechnet. Marktteilnehmer deuteten die Aussagen der Notenbank als "Ausdruck des Vertrauens in die US-Wirtschaft". An den Terminmärkten wird nun mit einer etwas längeren Zinspause gerechnet. Erst für das zweite Quartal nächsten Jahres wird mit einer realistischen Chance einer Zinssenkung gerechnet. Die Europäische Zentralbank hatte Anfang Oktober ihren Schlüsselzins auf 3,25 Prozent erhöht und dürfte im Dezember einen weiteren Zinsschritt auf dann 3,5 Prozent durchführen.
Bis heute hat knapp die Hälfte der im S&P 500 gelisteten Unternehmen über das abgelaufene Quartal berichtet. Etwa drei Viertel der Unternehmen haben die Erwartungen der Analysten übertroffen - im Schnitt der letzten acht Jahre lag die Quote bei 59%. Optimistisch stimmt zudem, dass die negativen Ausreißer bislang die Ausnahme sind. Nur 13,5% der Quartalsergebnisse lagen unterhalb der Konsensschätzungen - und damit deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt, der bei etwa 20% liegt. Analysten erwarten für die im S&P 500 gelisteten Unternehmen ein durchschnittliches Gewinnplus von 14,4%. Damit wäre das 3. Quartal das achtzehnte Vierteljahr in Folge mit einem prozentual zweistelligen Anstieg. Aktuell liegt die Gewinnsteigerungsrate mit gut 16% deutlich über der Konsensschätzung. Dieses hohe Quartalsplus ist z. T. durch Sonderfaktoren wie Aktienrückkäufe begründet. Das Wichtigste ist jedoch, dass der positive Gewinntrend weiterhin intakt bleibt.
Optimistisch stimmt zudem, dass viele Unternehmen ihren Ausblick für das kommende Jahr bestätigen oder die Prognose nach oben revidieren.
Nach den Kursanstiegen der letzten Monate wird die Luft nach oben dünner - das Tempo weiterer Kurszuwächse sollte zunächst nachlassen. Auch technische Aspekte könnten eine moderate Kurskorrektur begünstigen. Dies ändert jedoch nichts an unserem langfristig positiven Szenario für die Börsenlandschaft. Privatanlegern empfiehlt die Commerzbank die Aktie von Kali & Salz.
Sowohl auf amerikanischer als auch auf europäischer Seite hat die jüngste Kurserholung an den Rentenmärkten das Bild wieder etwas aufgehellt. So konnte der Bund Future nach einem verhaltenen Start zum Wochenausklang deutlich zulegen und beendete den Handel mit einem Plus von 41 Ticks bei 117,23 Prozentpunkten - im Wochenvergleich gewann der Bund-Future 25 Basispunkte. Auch auf der anderen Seite des Pazifiks schlossen die Bondmärkte mit freundlicher Tendenz. Hauptursache war der Bericht zum US-Bruttoinlandsprodukt. Das schwächste amerikanische Wirtschaftswachstum der letzten drei Jahre gab den Bondmärkten deutlich Rückenwind. Es deutet daher vieles auf eine längere Zinspause hin. In Europa dürfte jedoch aufgrund einer hohen Geldmengenexpansion eine straffere Geldpolitik notwendig sein.
Langsam hinterlässt der seit mehr als zwei Jahren andauernde US-Zinsanhebungszyklus seine Spuren. Besonders deutlich drückt sich dies in der aktuellen Lage des US-Immobilienmarktes aus. Die Investitionen fielen in diesem Segment rapide um mehr als 17 Prozent. Einen derartigen Einbruch gab es seit mehr als 15 Jahren nicht mehr. Steigende Immobilienpreise gaben den Verbrauchern lange Zeit ein stabiles Fundament für ihre Konsumausgaben. Der Rückgang könnte vermehrt zum Sparen zwingen - mit dem äquivalenten Einfluss auf den Verbrauch. Gute Vorzeichen daher für die festverzinslichen Wertpapiere in den USA - und aufgrund der positiven Korrelation auch für die Papiere am Euromarkt. Auf der anderen Seite sollte jedoch das Allzeithoch der amerikanischen Börse dafür sorgen, dass US-Verbraucher ihre Konsumgewohnheiten nicht allzu schnell umstellen werden.
Dennoch dürften die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der USA eine Basis für weiter steigende Bondkurse gelegt haben. Es bleibt nun abzuwarten, ob sich der Abschwung auch in weiteren Konjunkturdaten widerspiegelt.
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