Westdeutsche Zeitung: Bahn zieht die Notbremse = von Ingo Faust
Geschrieben am 02-11-2006 |
Düsseldorf (ots) - Der Börsengang der Bahn wird vermutlich abgeblasen. Und das ist auch gut so. Zwar will Bahnchef Hartmut Mehdorn, im Gegensatz zu früheren Drohungen, deswegen nicht das Handtuch werfen - es wird ihm vermutlich aber von Politikern und Öffentlichkeit weggezogen werden. Denn mit der nicht stattfindenden Bahnprivatisierung ist auch Mehdorn gescheitert und das nicht zum ersten Mal. Seine Vision von einem globalen Logistikkonzern kann er jedenfalls begraben.
Die Bahn gehört - und das meinen die Kunden - zurückgeschnitten auf das, was sie eigentlich sein sollte, aber lange nicht mehr ist: ein Beförderungsmittel für die breite Öffentlichkeit. Dazu gehören Pünktlichkeit, konkurrenzfähige Preise und ein gewisser Komfort, der auch bisherige Autofahrer in die Züge treibt. Denn der Verkehrsinfarkt in vielen Großstädten lässt nicht mehr lange auf sich warten. Viele stehen bereits allmorgendlich im Stau - ohne eine Alternative zu haben. Und für mittlere Verbindungen wie Düsseldorf- Frankfurt nehmen viele Kunden heute lieber den Flieger - der startet und landet pünktlich, ist schneller und zudem meist noch preiswerter. Das ficht Bahnchef Mehdorn aber nicht an. Der bullige Manager mit der dünnen Stimme will daran offenbar nichts ändern. Sobald sich wieder einmal mehr Kunden in den Zügen drängeln, werden sie mit der nächsten Preiserhöhung abgeschreckt.
Die Bahn ist zudem vom Steuerzahler subventioniert - knapp 200 Milliarden Euro dürften im letzten Jahrzehnt geflossen sein. Damit wurden die Verluste sozialisiert, die Gewinne beim Börsengang sollten privatisiert werden. So geht das nicht. Vom globalen Logistikkonzern hat der Kunde nichts. Der will eigentlich nur zu fahrgastfreundlichen Bedingungen durch Deutschland fahren.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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