Rheinische Post: Kleiner Boom, großes Geschrei
Geschrieben am 02-11-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Antje Höning
Selbst Pessimisten dürfen sich jetzt freuen: Der Aufschwung kurbelt den Arbeitsmarkt kräftig an. Es ist nicht nur die übliche Herbstbelebung und nicht nur die Bereinigung der Statistik durch die Bundesagentur - vor allem die Konjunktur senkt die Arbeitslosigkeit. Die 260.000 Stellen, die im vergangenen Jahr zusätzlich entstanden, sind echt. Nachdem sich die Firmen schlank gehungert haben, brauchen sie nun neues Personal, um zusätzliche Aufträge zu erledigen. Das tut gut. Doch die Betriebe sind vorsichtig geworden. Bevor sie selbst Stellen schaffen, fragen sie erstmal kräftig Leiharbeitnehmer nach. Die wird man rasch wieder los, falls die Konjunktur einbricht. Allein das sollte den Koalitionspolitikern eine Warnung sein. Die aber überbieten sich im Hurra-Geschrei. CDU-Generalsekretär Pofalla spricht trotz vier Millionen Arbeitsloser von einer "grandiosen Botschaft für unser Land", SPD-Arbeitsminister Müntefering vom "Durchbruch". Das dürften vor allem die zwei Millionen Langzeitarbeitslosen als Ohrfeige empfinden. Der Aufschwung ist in erster Linie ein Kind der Exportnachfrage. Die Koalition hat bislang nichts getan, um ihn zu festigen. Im Gegenteil: Mit der vermurksten Gesundheitsreform sorgt sie dafür, dass Arbeitsplätze in Deutschland langfristig noch teurer und gefährdeter sind. Grandios ist nur, wie die Regierung diese Wahrheit verdrängt.
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