WAZ: Klimaschutz: Was es kostet, nichts zu tun - Kommentar von Jürgen Polzin
Geschrieben am 06-11-2006 |
Essen (ots) - Das größte Missverständnis, unter dem die Klimaschutzpolitik zu leiden hat, ist die in der Öffentlichkeit verbreitete Ansicht, dass wir Zeit hätten. Der größte Irrtum im Umgang mit dem Problem der globalen Erwärmung ist der Glaube, dass wir in einem aus den Fugen geratenen Klimasystem noch die Notbremse ziehen und aussteigen könnten. Und nichts bringt die Ahnungslosigkeit und die Ignoranz besser auf den Punkt als die Behauptung, der Klimawandel sei ein Problem von morgen, nicht eines von heute. Warum sich also sputen?
Vor wenigen Tagen hat die neue britische Außenministerin Margaret Beckett in einer bemerkenswerten Rede eine Antwort darauf gegeben. Klimaschutz sei keine Option, für die man sich entscheiden könne oder nicht, sondern ein zwingendes Gebot. Denn die Frage, ob und wie man jetzt der globalen Erwärmung begegnet, entscheide darüber, wie sicher wir künftig leben werden. Lebensmittel, Wasser, Energieversorgung, politische und ökonomische Stabilität: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Was heißt das konkret? Wissenschaftler rechnen damit, dass steigende Temperaturen in Afrika, im Nahen Osten oder in Südasien Ernteausfälle und Hungersnöte verursachen werden. Dürren werden Kriege um Wasser anheizen. Die Welt wird eine neue Völkerwanderung in Gestalt von Klimaflüchtlingen erleben. Der Klimawandel, und das ist klar, wird den Graben zwischen Arm und Reich noch tiefer reißen. Doch auch Europa, der größte Binnenmarkt der Welt, wird um seinen Wohlstand bangen müssen, falls das Nichtstun weitergeht. Eine britische Studie rechnet vor, dass die volkswirtschaftlichen Schäden des Klimawandels jährlich fünf Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes rauben. Jetzt und in Zukunft. Klimaschutz ist keine Wohlfühl-Ökologie, sondern knallharte Friedens- und Wirtschaftspolitik. Ökonomen, nicht Öko-Aktivisten sind es, die eine einfache Rechnung präsentieren: Der Nutzen, im Klimaschutz entschlossen zu handeln, übersteigt bei weitem die Kosten, die anfallen, wenn nichts getan wird.
Das gibt zu denken in einer Zeit, in der Deutschland nicht wohin weiß mit den zusätzlichen Steuermilliarden, für den Ausbau und die Förderung erneuerbarer Energien jedoch mit jedem Cent geizt. Das Klima aber hat keine Bremse. Und egal, was auf der Klimakonferenz in Nairobi, die nun begonnen hat, am Ende herauskommt: In den nächsten zehn, zwanzig Jahren sind die Folgen der globalen Erwärmung festgeschrieben. Doch was danach kommt, an dieser Stellschraube können wir noch drehen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: (0201) 804-0 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
38269
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Erfolg beim Lesen Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel Die Pisa-Untersuchungen haben erschreckende Erkenntnisse zu Tage gefördert. Etwa die Tatsache, dass fast ein Viertel der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in Deutschland Probleme mit dem Lesen hat. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die berufliche Zukunft dieser Jugendlichen ziemlich düster zu werden droht. Deswegen ist es gut und richtig, wenn die Schulen alles daran setzen, Lese- und Schreibschwächen zu beheben - und zwar so früh wie möglich beim Kind. NRW ist anderen Bundesländern mehr...
- Rheinische Post: Amerika wählt Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Die heutigen Kongresswahlen in den USA sind ein wichtiges Stimmungsbarometer. Sie fällen ein Urteil über die Politik von Präsident George W. Bush, dessen Beliebtheit bei den Bürgern auf dem vorläufigen Tiefpunkt angelangt ist. Es geht bei dieser Zwischenwahl während der zweiten Amtszeit von Bush um die Zusammensetzung von Repräsentantenhaus und Senat und damit letztendlich um die Frage, mit welchen oder gegen welche Mehrheiten der Präsident regieren kann. Amerika wählt in Zeiten des Krieges: mehr...
- Rheinische Post: Die Russen am Rhein Düsseldorf (ots) - Von Martin Kessler Für Düsseldorfs Oberbürgermeister Erwin ist der russische Gasriese Gazprom im Fall von RWE ein ganz normaler Aktionär - wie andere Ausländer auch. Das Stadtoberhaupt wird sicher anders darüber denken, wenn die Russen den Düsseldorfer Energiekonzern Eon angreifen würden. Die Russen drängen jedenfalls mit Macht in den deutschen Markt. Sie wollen den Zugang zum Endkunden - und das nicht nur in der Energiewirtschaft. Mit ihren Milliarden planen sie auch Engagements bei Luftfahrtkonzernen wie EADS oder mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Debatte um ALG I Saarlands Regierungschef Müller verteidigt Forderung nach längerer Auszahlung Halle (ots) - Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hat die Forderung nach teilweise verlängerter Auszahlung des Arbeitslosengeldes I gegen Kritik verteidigt. "Es entspricht dem Gerechtigkeitsempfinden der Menschen, dass der, der länger in die Arbeitslosenversicherung einzahlt, im Fall der Arbeitslosigkeit auch über einen längeren Zeitraum Leistungen erhält", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). "Insofern ist es richtig, die Dauer der Transferleistung von der Dauer der Beitragszahlung mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Neue Schulden auf Tiefstand - Sparplan von Bullerjahn Halle (ots) - Die Neuverschuldung in Sachsen-Anhalt soll im kommenden Jahr auf einen Tiefstand sinken. Nach Informationen der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe) will Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) weniger als 500 Millionen Euro neue Kredite aufnehmen. Ursprünglich waren 750 Millionen Euro geplant, die bereits auf 550 Millionen Euro reduziert worden waren. Die erneute Absenkung ist durch Steuermehreinnahmen im Jahr 2007 in Höhe von 200 Millionen Euro möglich. Bullerjahn will seine Pläne heute im Kabinett mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|