Boersen-Zeitung: Fitnessplan der Bundesbank, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bundesbank
Geschrieben am 21-03-2006 |
Frankfurt (ots) - Fast pünktlich zum Jahreszeitenwechsel stellte die Bundesbank ihren Frühlingsdiätplan vor. Dass sie weiterhin abspecken muss, seit die geldpolitische Kompetenz an die europäische Ebene übertragen wurde, ist offenkundig. Der Befund wird auch nicht dadurch entschärft, dass schon einige Pfunde gepurzelt sind. Auf gut 12000 Mann ist das übergewichtige Institut von früher einmal knapp 16000 geschrumpft. Zwar will sie weiter den Personalbestand verkleinern, aber mit geringerem Tempo.
Nun kann die Notenbank ihre Personaldecke nicht so flexibel und schnell ausdünnen wie eine angelsächsische Investmentbank in der Baisse. Beamtenrecht und der Behördenstatus stecken enge Grenzen ab. Umso wichtiger ist daher, dass die Bundesbank ihr Aufgaben-Portefeuille optimiert.
Auf den ersten Blick hatte allerdings das, was Bundesbankpräsident Axel Weber auf der Bilanz-Pressekonferenz als die Kerngeschäftsfelder seines Hauses präsentierte, wenig Visionäres. Weber ließ jedoch erahnen, wie er sich die Bundesbank der etwas ferneren Zukunft vorstellt, welche der Kernaufgaben ihm also am "kernigsten" erscheinen. Die tragende Säule der Daseinsberechtigung der Bundesbank ist - und bleibt - die Sicherung stabilen Geldes im Euroraum. Hinzu kommen die Bankenaufsicht und das Finanz- und Währungssystem. Diese drei Felder passen ausgezeichnet zusammen. Sie profitieren von und unterstützen außerdem die Bereiche internationale Kooperation und volkswirtschaftliche Forschung. Gerade die volkswirtschaftliche Forschung ist dem passionierten Wirtschaftprofessor eine Herzensangelegenheit, liebäugelt er doch damit, das Ressort Volkswirtschaft selbst zu leiten.
Die arbeitsintensiven Bereiche Bargeld und Zahlungsverkehr dagegen passen nicht in das ansonsten stimmige Konzept. Die Sollbruchstellen im Organigramm sind offensichtlich. Geld und Zahlungsverkehr dürften langfristig nicht mehr in Eigenregie umgesetzt werden.
Ein solcher Diätplan zum Frühjahr ergäbe Sinn: Die Mannschaft muss weiter verschlankt werden. Aber auch das Aufgabenspektrum muss schmaler werden. Von überflüssigen Aufgaben sollte die Bundesbank sich daher trennen, wobei nichts auf die lange Bank geschoben werden darf. Denn die Zeit drängt, das eigene Profil im Konzert der nationalen Notenbanken zu schärfen.
(Börsen-Zeitung, 22.3.2006)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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