Rheinische Post: Abenteuer Kongo-Mission
Geschrieben am 21-03-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann
Das Standardwerk über den Kongo verfasste der amerikanische Romancier Joseph Conrad vor mehr als 100 Jahren: "Herz der Finsternis". Conrad meinte mit diesem Begriff eigentlich die Abgründe der menschlichen Seele, in die seine Romanhelden durch die Begegnung mit Wildnis, Hitze und Grausamkeit des Kongo blickten. Leider taugt "Herz der Finsternis" aber immer noch auch bestens als Zustandsbeschreibung für den Kongo. Das Land ist eine Staatsattrappe. Keine durchgehende Straße verbindet den Westen mit dem rohstoffreichen Osten des Landes. Dieser wird von regionalen Kriegsherren beherrscht. Täglich gibt es nach UN-Schätzungen 1000 Morde. Die für den 18. Juni angesetzte Parlamentswahl ist eine Farce. Jeder gewählten Regierung werden die Mittel abgehen, ihre Macht durchzusetzen. Die Entsendung einer europäischen Friedenstruppe von ein paar tausend Mann unter Beteiligung der Bundeswehr ist ein hilfloses Zeichen der UN, dass man den Schwarzen Kontinent nicht vergessen hat. Eine Schutztruppe, die etwas verändern wollte, müsste 50.000 und mehr schwer bewaffnete Soldaten umfassen. Die UN-Blauhelme werden so genug damit zu tun haben, ihre Rückzugswege zu sichern. Das alles weiß die Bundesregierung. Sie sollte in eine solche Mission keine deutschen Soldaten schicken.
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