Westfalenpost: Nur fast solide
Geschrieben am 22-11-2006 |
Hagen (ots) - Die Koalition lobt sich selbst Von Winfried Dolderer Wollen wir es noch hören? Das mit der "Politik der kleinen Schritte". Sanieren, investieren, reformieren. Oder war es andersherum? Die große Koalition hat ihren Preis. Der Preis heißt Langeweile. Im Bundestag finden keine Debatten mehr statt. Nur noch Oberseminare. Nun darf man uns gerne langweilen, wenn wir dafür gut regiert werden. Bisher, und auch gestern im Parlament, haben wir nur die Behauptung gehört, es sei so. Gewiss, im Vergleich zur Chaosbilanz der rot-grünen Regierung nach ihrem ersten Jahr nimmt sich das Wirken der Koalition fast solide aus. Aber nur fast: Die Unbekümmertheit, mit der sie erfreuliche Wirtschaftsdaten aufs eigene Konto bucht und die derzeit etwas entspanntere Etatlage als Wende zum Guten in die Zukunft fortschreibt, erinnert sehr an Schrödersches Polit-Marketing. Andererseits sieht die Kanzlerin selbst und sie sagt es, dass das Misstrauen der Bürger das Hauptproblem der Politik ist. Dient es der Stiftung neuen Vertrauens, uns monoton immer dieselben Formeln ins Ohr zu träufeln? Es scheint, die Kanzlerin setzt genau darauf, und gelegentlich wird sie dafür auch gelobt. Ihr Stil der Politikdarstellung sei, so heißt es, perfektes "Abstiegsmanagement". Die Frage ist: Möchte sie so gesehen werden?
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