LVZ: Leipziger Volkszeitung zu: Ein Jahr große Koalition
Geschrieben am 22-11-2006 |
Leipzig (ots) - Frust-Erlebnis Von Dieter Wonka Eine Regierung ist auch so stark oder so schwach, wie es die Opposition zulässt. Daran gemessen müsste die Opposition zu Frau Merkel aus hünenhaften Helden bestehen. Tatsächlich sind die kleinen Weltverbesserer ohne Macht nicht viel einfallsreicher als die Herrschenden. Auch das gehört zum momentanen Frust-Erlebnis. Ermüdung als Chance. So weit hat es die große Koalition in einem Jahr gebracht. Darauf haben Merkel, Müntefering und Co. gestern Abend gemeinsam angestoßen. Ein bisschen Prickel gab es also doch - wenigstens im Glas. Von fast allen ist schon beinah alles - Schlechte - über die Regierung gesagt, geschrieben und gesendet worden. Das ermüdet mittlerweile, ganz sicher auch das Publikum. Der unglückliche Wirtschaftsminister Glos könnte quasi als Dummy der Koalition gewirkt haben:Er demonstrierte wie das ist, wenn man schmerzhaft ganz unten aufgeknallt ist. Man schüttelt sich, man rüttelt sich. Und schon geht es irgendwie wieder aufwärts. Zu allem Überfluss wirkt sogar die Opposition nach einem Jahr so, als sei sie fertig. "Geschüttelt aber nicht gerührt" kalauert FDP-Vize Brüderle über den Ist-Zustand. Als ob Angela Merkel auch nur im Entferntesten mit "007" zu vergleichen wäre. Die Linkspartei trompetet, dass Hartz IV die Armut per Gesetz sei. Wenn das die Überschrift über ein Jahr Kritik der großen Koalition ist, dann muss der Kanzlerin nicht bange sein. Die Grünen gefallen sich in Nostalgie und okkupieren den Aufschwung als das Werk von Schröder und Fischer. Das alles wirkt für eine Regierung nicht sehr bedrohlich:Müde Krieger sehnen das Ende der Schlacht herbei. Abgesehen davon, dass die Opposition bei einer großen Regierung generell eher pittoresk wirkt. Die Opposition wird sich bald lautstark an den Türen zu Frau Merkel und Herrn Beck drängeln. Ganz nach dem Motto:Etwas Besseres als die große Koalition muss sich doch finden lassen. Abwarten, bis die Dinge sich fügen, Hauptsache man hat einen Plan. Und der lautet bei Merkel:So schnell soll man sie nicht mehr loswerden. Man gewöhnt sich an diese Kanzlerin, an die Regierung, an die Trippelschritt-Politik. Schön häufig war es das stärkste Pfund dieser Kanzlerin, immer wieder unterschätzt zu werden. Jetzt kommt es darauf an, bis 2009 die Nerven zu bewahren. Die Pflegereform muss besser werden als die Gesundheitsreform. Das kann so schwer nicht sein. Die Republik rechnet bei der großen Koalition nicht mehr mit dem Schlimmsten. Etwas Besseres konnte der Kanzlerin kaum passieren. Es sei denn, sie lässt die Rolle Rüttgers bei der Suche nach neuer alter Gerechtigkeit zu. Mit dem soliden aber wenig ambitionierten Haushalt 2007 ist das Bündnis auf der sicheren Seite. Grund genug, für beide Koalitionspartner und für die Opposition, sich endlich Gedanken darüber zu machen, wie ab 2009 engagiert, neu und agil eine Regierung beginnen kann.
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