Südwest Presse: Kommentar zu Korruption
Geschrieben am 23-11-2006 |
Ulm (ots) - Kaum noch ein Tag vergeht, an dem nicht über neue Fälle von Korruption, Untreue, Bestechung in namhaften Konzernen berichtet wird. Daimler, BMW, Infineon, Ikea, Siemens, VW - eine unvollständige Aufzählung. Dass da VW seinem Betriebsratsvorsitzenden ein Jahressalär von 700 000 Euro zuschiebt und ihm Prostituierte nach Wahl an jedem Ort der Welt finanziert, mag noch schenkelklopfenden Hohn auslösen. Wird nun amtlich bestätigt, dass es sich bei Siemens um auf die Seite geschaffte Beträge von 200 Millionen Euro handelt, dann ist der Ruf nach der Härte des Gesetzes nur angemessen. Denn geschädigt werden - schlimm genug - nicht nur die Anteilseigner der Konzerne, sondern unser ganzes Gemeinwesen. Jeder Euro, den der VW-Betriebsrat im Ausland verjubelt hat und jeder Euro, der bei Siemens in schwarze Kassen gelenkt wurde, ist mit großer Sicherheit am deutschen Fiskus vorbeigeflossen. Mancher bitterer Streit um die Ausstattung von Kindertagesstätten oder die Finanzierung von Sprachkursen bliebe uns erspart, würde den Herrschaften in den Konzernzentralen akribischer auf die Finger geschaut, die sich zunehmend zum Staat im Staate entwickeln. Und zum Standortrisiko. In der weltweiten Rangliste der Korruptionsbekämpfer von Transparency International ist Deutschland bereits ins Mittelfeld zurückgefallen, hinter Hongkong. Auf dem Weg zur Bananenrepublik?
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