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Die zweite Preiswelle: Aidsmedikamente drohen in ärmeren Ländern unbezahlbar zu werden

Geschrieben am 29-11-2006

Berlin (ots) - Die in den vergangenen Jahren erzielten
Fortschritte bei der Behandlung von HIV/Aids in Entwicklungsländern
drohen durch eine neue Preisexplosion zunichte gemacht zu werden.
Wenn sich internationale Institutionen nicht umgehend den
Herausforderungen der durch Patente steigenden Behandlungskosten
stellen, werden diese Programme nicht dauerhaft finanzierbar sein,
warnt Ärzte ohne Grenzen. Vor fünf Monaten hat die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) neue Behandlungsrichtlinien für
Aidsprogramme veröffentlicht. Bis heute hat die Organisation keine
Strategie vorgelegt, wie die von ihr empfohlenen neuen und erheblich
teureren Medikamente in ärmeren Ländern finanziert werden sollen.

Die jüngst von der WHO empfohlenen neuen und besseren Medikamente
für die Aidstherapie sind bis zu sechs mal teurer als die
herkömmlichen Wirkstoffe. Besonders dramatisch ist die Situation für
Patienten, die aufgrund von Resistenzen mit einer komplett neuen
Medikamentenkombination - der sogenannten zweiten Therapielinie -
behandelt werden müssen. Ihre Therapie kann um das 50-Fache teurer
werden.

"Was wir brauchen, ist eine komplett neue Strategie des
Medikamentenzugangs", sagt Tido von Schön-Angerer, Direktor der
Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. Die Aidsbehandlung in
Entwicklungsländern ist heute nur durch kostengünstige
Nachahmerpräparate, so genannte Generika, möglich. Wenn die
Versorgung mit Generika auch von neueren Medikamenten nicht
garantiert wird, werden die Kosten explodieren und die Programme
weltweit zusammenbrechen. Regierungen, Pharmaindustrie und
internationale Organisationen tun entschieden zu wenig, um diese
Katastrophe aufzuhalten."

Der Wettbewerb mit Generikaherstellern hat in den vergangenen
Jahren dazu geführt, dass die Preise für einige Aidsmedikamente der
ersten Therapielinie von rund 10.000 US-Dollar auf 130 US-Dollar pro
Patient und Jahr gefallen sind. Da Schlüsselländer der
Generikaproduktion wie Indien jedoch seit dem Jahr 2005 Patentschutz
auf Medikamente gewähren müssen, wird sich diese Preisentwicklung für
viele neuere Wirkstoffe nicht wiederholen lassen.

"Wir brauchen dringend eine Auseinandersetzung mit dem
internationalen Patentschutz", fordert von Schön-Angerer. "Es wäre
fatal, Entwicklungshilfegelder für künstlich überteuerte Medikamente
zu verschwenden. Der deutschen Regierung kommt hier ab Januar 2007
als Vorsitzende der Gruppe der reichsten Industrienationen (G8) eine
Schlüsselrolle zu." Die G8-Staaten hatten sich in Glenneagles 2006
vorgenommen, den Zugang zur Aidsbehandlung für alle bedürftigen
Menschen bis 2010 zu gewährleisten.

Für Interviews steht Tobias Luppe, Referent der
Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen, zur Verfügung.

Originaltext: Ärzte ohne Grenzen
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6684
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6684.rss2

Pressekontakt:
Pressestelle, Svenja Kühnel, Tel.: 030-22 33 77 00
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de


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