Westdeutsche Zeitung: Irak/Baker-Kommission = von Peter De Thier
Geschrieben am 06-12-2006 |
Düsseldorf (ots) - Für eine politisch "lahme Ente", die bereits in Kürze mit der bitteren Realität demokratischer Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus leben muss, zeigt US-Präsident Bush erstaunliches Selbstbewusstsein. Kaum hat die Baker-Kommission ihren Bericht veröffentlicht, der dem Weißen Haus einen Ausweg aus dem Irak-Desaster zeigen soll, bläst Bush schon zum Angriff: Es handele sich nur um einen von vielen Vorschlägen, so der Präsident, ein Truppenabzug stehe nicht auf der Tagesordnung, und man werde sich auf keinen Fall unverrichteter Dinge aus dem Irak zurückziehen.
Auch ist kaum zu erwarten, dass die Kriegsfalken in der US-Regierung bereit sind, einem der wichtigsten Vorschläge zu folgen, nämlich eine regionale Friedenskonferenz unter Einbeziehung Irans und Syriens einzuberufen. Deutlich stellt die Kommission heraus, dass ein überparteilicher Konsens unverzichtbar ist, sollten nicht sowohl der Irak-Einsatz als auch die gesamte US-Außenpolitik zum Scheitern verurteilt sein. Dazu sind offenbar die Demokraten bereit, die Bushs Kandidaten für die Rumsfeld-Nachfolge problemlos bestätigt haben.
Nur einer verweigert jegliche Kompromissbereitschaft, nämlich der Präsident selbst. Lange kann er sich der Realität aber nicht mehr verschließen. Denn nach der Jahreswende tritt der neue Kongress zusammen, in dem Demokraten wieder das Sagen haben. Bush steht unter Zugzwang, nur merkt er es nicht. Wesentlich produktiver wäre es, wenn ihm seine Vertrauten Vernunft einflößten, denn die Baker-Vorschläge sind sinnvoll. Sie betonen Diplomatie, wollen den Irak befähigen, für die eigene Sicherheit zu sorgen, und schlagen einen allmählichen Abzug der US-Truppen vor, ohne aber der Regierung mit einem konkreten Zeitplan die Pistole auf die Brust zu setzen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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