LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Pkw-Maut
Geschrieben am 10-12-2006 |
Leipzig (ots) - Der Tanktourismus blüht. Besonders in grenznahen Gebieten haben die Spritverkäufer ihre Not. Auch in Österreich ist der Sprit billiger, was Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) auf den Plan ruft. Und das nun schon in ermüdender Regelmäßigkeit. Einer Art Volkssport gleich, nehmen Privatleute wie Gewerbetreibende selbst größere Entfernungen in Kauf, um an ausländischen Zapfstellen billiger an den Kraftstoff zu kommen. An der deutschen Grenze zu Luxemburg gibt es heute kaum noch Tankstellen. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich für Grenz-Regionen zu Tschechien und Polen ab. Doch Becksteins neuerlicher Ruf nach einer Pkw-Maut, um im Gegenzug die Mineralsteuern zu senken, ist so langweilig wie durchschaubar. Denn es gibt genügend andere Möglichkeiten, die Absatzeinbrüche in den Grenzregionen zu verhindern. Italien behilft sich mit einem verminderten Steuersatz an den Grenzen zu Slowenien und der Schweiz. Obwohl nicht mit EU-Recht vereinbar, drängt auch Paris auf eine regional differenzierte Besteuerung. Beckstein könnte sich in dieser Richtung ebenfalls engagieren und hätte mit dem Ministerpräsidenten Sachsens bereits einen Verbündeten auf seiner Seite. Denn auch Milbradt plädiert für eine Herabsetzung der Mineralölsteuer in Grenzgebieten. Klüger wäre es allerdings, generell die Steuersätze in Europa zu harmonisieren, dann hätte sich auch das Thema des Tanktourismus erledigt. Die Pkw-Maut ruft zu Recht Kritiker aller Couleur auf den Plan. Denn die Einführung einer Vignette vermutlich in Höhe von 100 Euro ist eine klare Mehrbelastung der Autofahrer. Wer glaubt, dass im Gegenzug die Mineralölsteuer gesenkt werden wird, muss sich nur anschauen, wofür der Spritpreis schon heute - siehe Rentenversicherung - herhalten muss. Zudem würde eine Vignette die Vielfahrer begünstigen und den Verkehr auf die Landstraße verdrängen. Die Leidtragenden wären die Einwohner an diesen Ausweichpisten. Aber das spielt eine untergeordnete Rolle. Die erwarteten Rekordeinnahmen bei der Lkw-Maut wecken Begehrlichkeiten. Vergessen sind plötzlich die Pannen bei der Einführung. Wenn die Euro-Scheine in den Augen blitzen, wird sogar über eine Ausweitung des Systems auf den Pkw-Verkehr gesprochen, obwohl die Technik nach Experten-Meinung nie und nimmer in der Lage ist, die Daten von 40 bis 45 Millionen Fahrzeugen umzurechnen. So ermüdend die erneute Diskussion, so notwendig ist es, Bewegung in den Straßenbau zu bringen, der den Bedürfnissen weit hinterherhinkt. Minister Tiefensee hat zu Beginn seiner Amtszeit versprochen, mehr private Investoren für den Verkehrswegebau zu begeistern. Ohne eine Umstellung der Finanzierung ist das nicht zu machen. Und da führt kein Weg am Verursacherprinzip und damit letztlich auch an der Pkw-Maut vorbei. Die Diskussion ist deshalb nur aufgeschoben und kommt wie gehabt in regelmäßigen Abständen wieder. Nur leider nicht, weil man den Straßenbau im Blick hat, sondern nur, weil man auf die leeren öffentlichen Kassen schielt.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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