WAZ: Bundestag befragt Joschka Fischer: Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit - Leitartikel von Hendrik Groth
Geschrieben am 14-12-2006 |
Essen (ots) - Im Parlament und auf den Marktplätzen machte der damalige Kanzler Gerhard Schröder unmissverständlich sein Nein zum völkerrechtswidrigen Irak-Krieg deutlich. Rot-Grün gewann die Bundestagswahl 2002. Auch Schröders Außenminister Joschka Fischer fand 2003 öffentlich klare Worte für den mittlerweile geschassten US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Mit "ich bin nicht überzeugt", widersprach Fischer dem Bedrohungsszenario, der Strategie und den Zielen der US-Führung.
Zwei Top-Repräsentanten der rot-grünen Bundesregierung mussten gestern vor dem Untersuchungsausschuss zur Verschleppung des Deutsch-Libanesen el Masri aussagen. Eben Joschka Fischer und sein Amtsnachfolger Frank-Walter Steinmeier, unter Schröder Kanzleramtschef. Dabei ging es um die Klärung, ob die Regierung Schröder trotz aller medial vorgetragenen Gegnerschaft zum Irakkrieg eben doch in den rechtsstaatlichen Prinzipien widersprechenden Anti-Terror-Kampf der USA verwickelt war und ihre Fürsorgepflicht für Bundesbürger verletzt hat.
El Masri wurde in Mazedonien von der CIA festgesetzt, nach Afghanistan verschleppt, nach eigenen Angaben dort gefoltert und erst nach Monaten freigelassen. Wusste die Bundesregierung davon? Fischer und Steinmeier betonen "Nein", und dennoch bleiben Fragen offen. Das EU-Parlament untersucht die Verstrickungen von EU-Staaten in die US-Entführungspraxis. El Masri ist ein Fall unter vielen. Berlin hat Unterlagen als geheim eingestuft. Immer noch ist unklar, wer "Sam" war, der El Masri in Afghanistan verhörte. Sam ist möglicherweise Deutscher. Für Steinmeier stellt "Sam" das Problem dar. Als Kanzleramtschef war er der Kontrolleur der deutschen Geheimdienste. Er ist verantwortlich. Noch schwieriger könnte es demnächst werden. Ende 2001 entführten die USA in Pakistan den Bremer Türken Murat Kurnaz. Über vier Jahre saß Kurnaz im berüchtigten Lager Guanta´namo. Unschuldig. Doch bereits im Oktober 2002 sollen nach Medienberichten die Amerikaner der Bundesregierung die Freilassung von Kurnaz angeboten haben. Sie lehnte ab. Weshalb, weiß außer den Beteiligten niemand. Möglicherweise bringt erst das Bundesverfassungsgericht im kommenden Jahr Licht ins Dunkle. Karlsruhe könnte Berlin ermächtigen, aus Geheimunterlagen zu zitieren. Wahrscheinlich bringt das mehr als die Befragung durch einen Untersuchungsausschuss, dem sich Joschka Fischer virtuos zu entziehen weiß. Nicht nur für die Geschichtsbücher ist eine Klärung notwendig.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: (0201) 804-0 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
45175
weitere Artikel:
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Urteil im Fall Stephanie Leipzig (ots) - Unbegreiflich Von Armin GörtzDer Fall Stephanie bleibt durch und durch entsetzlich. Die Fassungslosigkeit, die das Schicksal des Mädchens auslöst, wird durch das gestrige Urteil nicht beseitigt. Doch zumindest hebt sich die korrekte Entscheidung der Richter deutlich ab von dem Versagen, das Ermittler, Anwälte, Minister und Talkshow-Macher einte. Das Landgericht wurde seiner Verantwortung gerecht. Es ließ sich nicht darauf ein, durch bürokratisches Sinnieren irgendwelche das Strafmaß senkende Umstände herbeizutheoretisieren. mehr...
- Rheinische Post: Becks nützlicher Ratschlag - Von REINHOLD MICHELS Düsseldorf (ots) - Die Sache mit SPD-Chef Kurt Beck und dem Arbeitslosen Henrico Frank steuert auf ein Happyend zu, wo sich doch die Wonnen oppositioneller Empörung über Beck ergießen, als habe er Henrico Frank ein unsittliches Angebot gemacht und nicht einen Rat zur Güte gegeben. Beck, der als Kind mit einer ihn entstellenden Hautkrankheit erlebt hat, wie man deshalb ausgegrenzt wird, gab Henrico Frank auf deftige Pfälzer Art einen Hygiene-Tipp. Schuldlos entstellt zu wirken, ist ein Schicksal, sich wie Frank mutwillig zu entstellen, mehr...
- Rheinische Post: Europas Chance - Von MARGARETE VAN ACKEREN Düsseldorf (ots) - Das schöne europäische Haus, der Hort von Frieden und Stabilität, ist zu einem großen Schuppen verkommen, dessen Statik bedrohlich wacklig ist. Europa ist nicht mehr das Europa der Bürger - das hat das Nein zur Verfassung in Frankreich und den Niederlanden schmerzhaft gezeigt. Der Appell der Kanzlerin, Europa zur nationalen Sache zu machen, ist vor diesem Hintergrund mehr als eine Phrase aus dem Lexikon der politischen Gemeinplätze: Es ist ein Rettungsruf für die europäische Idee. Der Fahrplan der deutschen Ratspräsidentschaft mehr...
- Rheinische Post: Grenze fürs Töten - Von GODEHARD UHLEMANN Düsseldorf (ots) - Das Erstarken des internationalen Terrorismus mit seinem Rückgriff auf modernste Technologien und dem Einsatz von Selbstmordattentätern auch gegen Zivilisten bringt jeden Rechtsstaat unter Druck. Er muss seine Bürger schützen. Das ist seine Aufgabe. Zum anderen muss das Gemeinwesen auch die Möglichkeit haben, diesen Schutz auf Dauer zu gewährleisten. Das wird schwierig, denn der Terrorismus operiert nicht offen, und die Definition, wer Terrorist ist, bleibt oft ungenau. Israels Oberstes Gericht hat nun gezielte mehr...
- LVZ: Umstrittener CDU-Bundestagsabgeordneter Nitzsche tritt aus der CDU aus / Union zeigt sich erleichtert nach bedrückenden Debatten Leipzig (ots) - Der wegen rechtsradikaler Äußerungen in die Kritik geratene CDU-Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche aus dem sächsischen Wahlkreis Kamenz hat seinen Austritt aus der CDU erklärt. Das berichtet die "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe). Nitzsche, der bereits mehrfach einschlägig auffällig war, hatte zuletzt den "Schuldkult" in Deutschland kritisiert und rot-grüne Regierende als "Multikulti-Schwuchteln" attackiert. Er war dafür ernsthaft und letztmalig von der CDU verwarnt worden. Die NPD hat Nitzsche bereits den Parteiwechsel mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|