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Westdeutsche Zeitung: Jugendhilfe geht in Leere = Von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 15-12-2006

Düsseldorf (ots) - 2006 wird als ein Jahr mit unbegreiflichen
Kindestötungen in die Geschichte eingehen. Jeder einzelne Fall macht
uns sprachlos. Bei jedem Fall denkt man, dass so etwas in einer
zivilisierten Gesellschaft nicht möglich sein kann. Aber es ist
möglich. Vor wenigen Wochen war es der sieben Monate alte Santino,
den die Mutter zum Sterben unter ein Auto legte. Jetzt ist es der
kleine Leon, der qualvoll verdurstete. Diese toten Kinder führen uns
einmal mehr vor Augen, dass das Jugendhilfesystem in Deutschland
nicht in der Lage ist, Minderjährige vor ihren gewalttätigen und
überforderten Eltern zu schützen.

Die Politik hat die Problematik zumindest erkannt. Sie diskutiert
über die Einführung von Kinderrechten in die Verfassung, will
Pflichtuntersuchungen einführen und begleitet drei Jahre lang
Modellversuche, um sie später anderen Kommunen empfehlen zu können.
Bis hierfür aber alle Instanzen durchlaufen sind, gehen weitere Jahre
ins Land. Jahre, in denen erneut Woche für Woche Kinder den Tod
finden. Dabei würde es schon genügen, sich mit den Verantwortlichen
in Düsseldorf, Gütersloh oder auch in Dormagen zusammenzusetzen.
Diese Städte haben Wege gefunden, gefährdete Familien effektiv zu
unterstützen. Aber einfache Lösungen sind leider nicht die Sache der
Politik.

An fehlenden Strukturen liegt es nicht, dass die Jugendhilfe ins
Leere geht. Vielmehr verhindert der Datenschutz die notwendige
Vernetzung von Jugendämtern, freien Trägern, Ärzten, Polizei und
Gerichten. Nur im Austausch funktioniert aber ein wirksames
Frühwarnsystem. Und so lange die Kommunen Jugendhilfe nach Kassenlage
betreiben, werden überforderte Sachbearbeiter weiterhin eine viel zu
große Zahl gefährdeter Kinder betreuen müssen. Wenn sich an dieser
Situation nichts ändert, fällt auch die Bilanz 2007 düster aus.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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