Westdeutsche Zeitung: Stromkonzerne = von Ingo Faust
Geschrieben am 21-12-2006 |
Düsseldorf (ots) - Für die großen deutschen Stromkonzerne, die jahrzehntelang heimlich, still und leise ihre Schatullen füllen konnten, kommt es im nächsten Jahr ganz dicke. Von allen Seiten steht ihr Preisgebaren in der Kritik, ihre Konzerne - die sich aus früherer Staatstradition immer noch wie Monopolisten aufführen - stehen überall am Pranger. Jetzt will sogar Brüssel scharf durchgreifen. Und das gerade im halben Jahr des deutschen EU-Vorsitzes. Das schmeckt Kanzlerin Merkel nicht, denn auch das eigene Land ist bei der Energie tief zerstritten.
Eine Enteignung der Energienetze - obwohl aus Wettbewerbsgründen durchaus überlegenswert - wird es mit Merkel nicht geben. Und auch in Sachen Atomkraft, auf die Brüssel zum Erreichen der Klimaschutzziele unbeirrt setzt, wird Merkel hart bleiben. Die Volksseele will den Ausstieg, so wie er einst unter der rot-grünen Regierung beschlossen wurde. Einer neuen EU-Regulierungsbehörde dürfte Merkel dagegen aufgeschlossener gegenüber stehen. Schließlich sind in Brüssel bereits so viele Bürokraten angehäuft, dass es auf eine Behörde mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt. Und die EU könnte sich dann mit den starken deutschen Energiemultis anlegen und Sachen durchsetzen, vor denen Berlin immer einknickt.
Auch der Nachweis zu hoher Gewinne der Branche durch missbräuchliches Abrechnen kostenlos erhaltener Zertifikate, wofür das Kartellamt RWE abgemahnt hat, wird sich nur schwer führen lassen. Der juristische Streit dürfte durch alle Instanzen gehen und Jahre dauern. Zertifikatehandel war politisch gewollt, um die Produktionen sauberer zu machen. Dass die Grundausstattung verschenkt wurde, ist nicht Schuld der Multis. Energie muss teuer sein, sonst gibt es keinen Grund zum Sparen. Und nur mit Sparen lässt sich das Klima halten.
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