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Westdeutsche Zeitung: Hilflose Familienpolitik = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 26-12-2006

Düsseldorf (ots) - Das Elterngeld markiert den falschen Weg zu
einem richtigen Ziel. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, wieviele
Kinder geboren werden, um die unaufhaltsame Alterung unserer
Gesellschaft wenigstens auszubremsen. Wenn ausgerechnet die
hochqualifizierten jungen Männer und Frauen, und diejenigen, die im
Berufsleben fest verankert sind, das Kinderkriegen verweigern, hat
diese Gesellschaft auch ein qualitatives Problem. Es gehört zu den
Errungenschaften der vergangenen Jahre, dass solche Erkenntnisse
jenseits der politischen Korrektheit ausgesprochen werden dürfen.

Das Elterngeld zielt genau auf diese Gruppen. Es macht im
Gegensatz zum gestrichenen Erziehungsgeld keinen Hehl daraus, Männer
und Frauen zu begünstigen, die für den zeitweiligen Ausstieg aus dem
Beruf empfindliche Verdienstausfälle hinnehmen müssen. Die Erfinder
des Elterngeldes um Familienministerin von der Leyen sitzen
allerdings demselben gesellschaftspolitischen Irrtum auf, wie alle
Familienpolitiker zuvor. Immer wieder haben sie versucht, die
Transferleistungen für Familien zu verbessern. Und kein einziges Mal
hat sich dieses Engagament positiv in der Geburtenstatistik
niedergeschlagen. Wann begreift die Politik, dass man potentiellen
Eltern die Entscheidung für Kinder nicht abkaufen kann?

Der Staat sollte die 154 familienpolitischen Leistungen lieber
gründlich durchforsten und statt dessen soviel Geld wie möglich in
eine zeitgemäße Kinderbetreuung umleiten. Das würde berufstätigen
Paaren tatsächlich die Entscheidung für Kinder erleichtern und
zugleich denjenigen Kindern Chancen bieten, deren Eltern in
erschreckend wachsender Zahl Erziehung und Bildung verweigern. Wann
nur ringt sich die Bundesregierung zu diesem überfälligen
Paradigmenwechsel in der Familienpolitk durch?

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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