WAZ: Der Westen braucht Energie: Erpressbar - Leitartikel von Lutz Heuken
Geschrieben am 26-12-2006 |
Essen (ots) - Spätestens seit der Ölkrise 1973 wissen wir, dass Energie als politische Waffe genutzt wird. Der damalige Lieferboykott der Araber versetzte dem Westen einen tiefen Schock, der Lebensnerv des westlichen Wirtschaftssystems war getroffen. Die Energie-Abhängigkeit der Industrieländer ist inzwischen noch größer geworden. Das wissen die Lieferanten, ob sie nun am Öl- oder am Gashahn sitzen. Und sie nutzen es teils schamlos aus. Entweder laut und schrill - wie Irans Ahmadinedschad, der dem Westen wiederholt mit der Drosselung der Ölförderung gedroht hat. Oder etwas dezenter - wie Russlands Putin, der bei politischen Gesprächen gerne mal einfließen lässt, wie wichtig gute Beziehungen sind und wie groß Russlands Gasvorräte. Unsere Gesellschaften, die nach Energie lechzen, sind zunehmend erpressbar. Natürlich würden Putins undemokratische Umtriebe härter attackiert, natürlich wäre der Iran längst wirkungsvoller isoliert, wenn diese Länder nicht über riesige Energievorräte verfügten oder die Lieferwege kontrollierten. So ist es im Leben: Erst kommt das Öl, dann kommt die Moral.
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