Westfalenpost: Akt der Vergeltung
Geschrieben am 01-01-2007 |
Hagen (ots) - Saddams Hinrichtung hilft dem Irak nicht
Von Eberhard Einhoff
Was sind das für Leute, die dem US-Präsidenten solche Sätze aufschreiben wie den zu Saddam Husseins Hinrichtung? Dessen Tod am Galgen sei ein "wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie", haben sie George W. Bush vorgegeben. Was ist das für ein Präsident, der solch einen Satz auch noch brav in die Welt hinaus posaunt? Nein, es geht nicht darum, den skrupellosen Verbrecher Saddam in mildem Licht zu sehen. Es geht nicht darum, seine Taten zu beschönigen, sein mörderi-sches Wesen, sein tyrannisches Regime gar vergessen zu machen. Es geht allein darum, einem entmachteten Diktator eben alle die Prozesse zu machen, für die er mit seinem Handeln genügend Anlässe zu Anklagen geboten hat. Es wäre darum gegangen. Doch die irakische Justiz, die ja Teil des demokratischen Prozesses im Land sein soll, hat - auch unter dem Einwirken der Regierung - anders entschieden. Der Mann, der als Staatschef die Menschenrechte mit Füßen getreten hat, und dies teilweise mit westlicher Billigung tat, dieser Mann ist seinerseits in einem barbarischen Akt Opfer von Abrechnung und Vergeltung geworden. Solches auch nur entfernt mit dem Begriff Demokratie in Verbindung zu bringen, sollte sich von selbst verbieten. Zu einem Prozess der Demokratisierung gehört das schonungslose Aufarbeiten der Vergangenheit. Mit Saddams Hinrichtung hat sich der Irak einer ganz wesentlichen Chance dazu beraubt. Dagegen hätte jeder ordentlich geführte Prozess gegen den blutbefleckten Ex-Despoten den Demokratisierungprozess befördern können. Und Bushs Wort vom Meilenstein hätte dann seine Berechtigung gehabt.
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