 Lausitzer Rundschau: Zu Weißrussland/Demonstrationen: Sanktionen und Hilfe
Geschrieben am 24-03-2006 |
Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Weißrussland/Demonstrationen:
Eine Woche lang haben die Oppositionellen auf dem Minsker
Oktoberplatz standgehalten. Mit Angst im Herzen verharrten sie in
Schnee und Kälte. Wie wird sich der Präsident an uns rächen? Dieser
Gedanke beunruhigte zu Recht viele der vor allem jungen Weißrussen.
Mit Wärme und Respekt wurden die Fernseh-Bilder aus Minsk in der Welt
aufgenommen. Weißrusslands Opposition ist nicht so zahnlos, wie vor
der Wahl vorausgesagt. Alexander Milinkewitsch verkörpert zwar keine
charismatische Führerfigur wie etwa Viktor Juschtschenko in den Tagen
der "Orangen Revolution" in Kiew. Aber er beweist Mut, indem er der
Opposition des Landes ein Gesicht gibt.
Eine Woche lang hat es der Autokrat Alexander Lukaschenko nicht
gewagt, seine Schergen auf die Demonstranten zu hetzen. Er will sich
nicht gänzlich mit der EU überwerfen. Zudem scheint ihm Rücksicht auf
seinen zwielichtigen Helfer, Russlands Präsidenten Wladimir Putin,
geboten. Der Kreml-Zar, von dem sich die EU Einsatz für Demokratie
beim Nachbarn wünschte, zeigte jetzt wieder einmal sein wahres
Gesicht. Er warf dem Westen Aufstachelung in Minsk vor.
Indem Lukaschenko das Zeltlager abreißen und hunderte Widerständler
festnehmen ließ, hat er sein Land tiefer in die Isolation getrieben.
Denn Weißrussland, der einzigen Dikatur Europas, drohen schärfere
Sanktionen. Dass sich die Staats- und Regierungschefs der EU gestern
darauf einigten, ist richtig. Im Detail müssen sie nun darauf achten,
dass Strafen nur Lukaschenko und seinen Clan schwächen - aber das
wikungsvoll. Die Opposition braucht jetzt, da die Saat des
Widerstands aufzugehen scheint, Hilfe. Nötig sind jetzt vor allem
Beistand für die Inhaftierten und Finanzhilfen für Organisationen und
Projekte, die den Dialog der demokratischen Kräfte fördern.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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