LVZ: Familienpolitik/Parteiklausuren
Geschrieben am 07-01-2007 |
Leipzig (ots) - Sozialgeschenk Von Roland Herold Dass es zu wenig Kinder in Deutschland gibt und dass ihre Startbedingungen häufig nicht optimal sind, ist seit langem bekannt. Doch nun scheint es, als ob Bewegung ins Thema käme und die Politik das Problem endlich ernst nähme. Quer durch alle Parteien kursieren Überlegungen, wie Kinder besser gefördert werden sollen. Die SPD denkt über großzügige Betreuung und einen effektiveren Schutz von Kindern nach. Die CDU will den alten Zopf des Ehegattensplittings abschneiden, der aus Zeiten stammt, als es opportun war, dass der Vater allein verdiente und die Mutter ihm zu Hause die Socken wusch. Die Grünen mahnen ein neues Familienbild an, dass auch die Kleinfamilie einbezieht. Wenn dabei am Ende - wie von den Sozialdemokraten auf ihrer Klausur in Bremen vorgeschlagen - ein Anspruch auf eine womöglich noch kostenlose Ganztagsbetreuung und ein System an Vorsorgeuntersuchungen steht, ist das nur gut und hat nichts mit einer Rückkehr zur DDR-Sozialpolitik zu tun. Denn seinerzeit gab es nur eine einzige und obendrein reglementierte Form von Kinderbetreuung, während Eltern jetzt frei wählen können. Gewährleistet sein müssen allerdings Betreuungszeiten, die es ihnen erlauben, einer Vollzeitarbeit nachzugehen. Und das ganze, gut gemeinte Sozialgeschenk sollte gegenfinanziert sein, ohne Haushaltslöcher zu reißen, die der kommenden Generation am Ende sogar noch weitere Schulden aufbürden. Immerhin ist es schon mal der richtigeAnsatz, in Betreuung und Bildung zu investieren, statt reine Geldgeschenke zu verteilen. Denn die Erfahrung lehrt, dass Kinder dadurch allein noch keine besseren Entwicklungschancen haben. Noch dazu, wenn wie beim neuen Elterngeld, davon in erster Linie Besserverdiener profitieren. Langfristig wird in der Gesellschaft wohl kein Weg an einer neuen Definition des Familienbegriffs vorbeiführen. Denn Familie ist jetzt schon im Jahre 2007 immer weniger Vater, Mutter, Kind. Und es sind auch nicht mehr nur die Alleinerziehenden. Vielmehr entwickeln sich immer mehr so genannte Patchwork-Gemeinschaften, in denen ein Kind beispielsweise von der Mutter und ihrem nächsten Partner erzogen wird und dabei gleichzeitig noch Kontakt zum Vater und dessen neuer Partnerin aufrechterhält. Das mag man moralisch beurteilen, wie man es will. Es ist gesellschaftliche Realität. Und es ist am Ende Ergebnis und Ausdruck der Produktionsrahmenbedingungen, die Mobilität, Flexibilität und Schnelllebigkeit fordern. Gerade die CDU tut sich noch schwer damit, weil es ihrem Werteverständnis widerspricht. Die Erziehung und Verantwortung für Kinder vor diesem Hintergrund mehr dem Staat in die Hände geben zu wollen, ist allerdings der falsche Weg. Familie - wie auch immer gestaltet - ist da, wo Kinder aufwachsen. Alles andere bleibt je nach Betrachtungswinkel Programm oder frommer Wunsch.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
47494
weitere Artikel:
- WAZ: Polizei soll Hilfe bekommen: Pragmatische Lösung - Kommentar von Ulrich Horn Essen (ots) - Die Personalpolitik des Landes gilt seit langem als reformbedürftig. Der frühere SPD-Ministerpräsident Clement klagte oft und laut über das Beharrungsvermögen des Beamtenapparats. Clements Nachfolger Steinbrück (ebenfalls SPD) erklärte die Reform des öffentlichen Dienstes zum zentralen Regierungsprojekt. Doch schon mit einem Gutachten zur Reform machte er sich bei den Beamten und ihren Verbänden unbeliebt. Viel bewegt haben Clement und Steinbrück in dieser Frage nicht. Nun also nimmt die schwarz-gelbe Koalition einen neuen mehr...
- Rheinische Post: Abzocker beim Gas Düsseldorf (ots) - Von Antje Höning Seit 1998 sind die deutschen Energiemärkte geöffnet. Doch davon haben Gaskunden nichts gemerkt. Zum einen liegt der Import in den Händen weniger Konzerne wie etwa Eon Ruhrgas. Und zum anderen nutzen viele Stadtwerke ihr natürliches Monopol in der Nahversorgung aus. Natürliches Monopol heißt: Zu den Verbrauchern gibt es je nur eine Leitung, und die gehört meist einem Versorger. Ökonomisch macht es auch keinen Sinn, dass Dutzende Anbieter Leitungen parallel verlegen. Wettbewerb gibt es dann aber nur, mehr...
- WAZ: Dreikönigstreffen der Liberalen: Hoffähig für alle Koalitionen - Kommentar von Wilhelm Klümper Essen (ots) - Geschickt. Guido Westerwelle hat auf dem Dreikönigstreffen die verhangene politische Großwetterlage genutzt. Dem Herumeiern von Union und SPD in der kleinmütigen Großen Koalition, der Funkstille bei den Grünen und dem Genöle der Linkspartei begegnete der FDP-Chef beherzt mit einem bunten Strauß politischer Attacken. Da war für jeden etwas dabei. Die Seele der Wirtschaftsliberalen wurde gestreichelt, als Westerwelle sich für die Lockerung des Kündigungsschutzes und gegen staatliche Umverteilungsprogramme aussprach. mehr...
- Rheinische Post: SPD mit Rot-Kohl Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat bei der Klausur der Parteispitze in Bremen eine weitere Kostprobe seines integrativen Führungsstils geboten, der trotz aller inhaltlichen Flügel-Unterschiede derzeit eine große Geschlossenheit der Sozialdemokraten sichert. Bei vielen Vorstandsmitgliedern war förmlich das Aufatmen zu hören, nachdem sie jahrelang unter dem Basta-Stil Gerhard Schröders gelitten hatten. Unermüdlich versuchte Beck, bei den zahlreichen Streitpunkten zwischen Parteilinken und Pragmatikern mehr...
- Rheinische Post: Kirche im Dilemma Düsseldorf (ots) - Von Doris Heimann Der Skandal um den zurückgetretenen Warschauer Erzbischof Wielgus beschädigt das Ansehen der katholischen Kirche - nicht nur in Polen. Die Kirche als moralische Institution hat zu keinem angemessenen Umgang mit dem giftigen Erbe der kommunistischen Geheimdienste gefunden. Und Papst Benedikt XVI. hielt zu lange an einem Geistlichen fest, der sich durch sein Verhalten immer mehr kompromittierte. Bei seinem Besuch in Polen hatte der Papst an den Klerus appelliert, sich nicht zum Richter über vergangene mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|