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WAZ: Suche nach dem Energiemix: Öl-Schock als Therapie - Kommentar von Ulf Meinke

Geschrieben am 09-01-2007

Essen (ots) - Dass ausgerechnet der weißrussische Diktator
Lukaschenko Europas Regierungschefs wachrüttelt und zu einem Umdenken
in der Energiepolitik geradezu auffordert, entbehrt nicht einer
gewissen Ironie. Dies ist gewissermaßen die gute Seite des
gefährlichen Kampfes um die weltweit knappen Rohstoffe. Der neue
Öl-Schock hat also auch eine therapeutische Funktion. Er zeigt die
Verwundbarkeit der westlichen Industriewelt auf, die nun gefragt ist,
jenseits von eilig einberufenen Krisentreffen ihre Kreativität unter
Beweis zu stellen.

Nach dem Ende des Kalten Krieges sind es nun also nicht mehr
Panzer, sondern Pipelines, die mehr oder weniger unberechenbaren
Despoten als Waffen dienen. Deutschlands Politik muss sich darauf
einstellen, dass etliche jener Länder, die über Öl- oder Gasvorkommen
verfügen, weniger verlässlich agieren als etwa der Energieriese
Norwegen. Die Produzentenländer - seien es Saudi-Arabien, Russland
oder der Iran - sind sich ihrer Macht sehr wohl bewusst, was dem
Polit-Slogan Fördern und Fordern eine neue Bedeutung beschert.

Zu einer Versachlichung und Entideologisierung der
Energiediskussion hat die aktuelle Aufregung über die weißrussische
Öl-Blockade allerdings noch nicht beigetragen. Dabei muss sich gerade
das rohstoffarme Deutschland darüber klar werden, welcher Energiemix
politisch gewollt und gesellschaftlich akzeptabel ist. Auch in der
Debatte über Öl, Gas, Kohle, Kernkraft, Wind, Wasser oder Sonne ist
vor übergroßen Abhängigkeiten von einer Quelle zu warnen. Die Risiken
und Nebenwirkungen der verschiedenen Energieträger sind bekannt. Man
darf von der Großen Koalition in Berlin verlangen, dass sie sich auf
ein schlüssiges Gesamtkonzept einigt, das Umwelt und Verbrauchern
sowie Sicherheitsinteressen gleichermaßen gerecht wird.

Populismus hilft dabei nicht weiter: Wer nun mit Verweis auf
Weißrussland die Rückkehr zur Atomkraft verlangt, der verkennt, dass
sich eine Raffinerie nicht mit Uran betreiben lässt. Der Hinweis auf
die Vorzüge der Kernkraft beim Klimaschutz bleibt dabei - unabhängig
von der problematischen Atommüll-Endlagerung - berechtigt. Niemand
sollte sich blenden lassen: Jeder vermeintliche Energieexperte, der
eine simple Wahrheit propagiert, ist schlicht ein Blender. Angesichts
der großen Energiekrise ist tatsächlich einmal eine Politik der
kleinen Schritte sinnvoll. Wie wäre es mit verbrauchsärmeren
Automotoren und besser gedämmten Hausfassaden? Je größer die
Energie-Effizienz, desto geringer wird die Macht von Despoten wie
Lukaschenko.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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