LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Apple/iPhone -

Leipzig (ots) - Von Micha Schneider. Noch ist es nicht auf dem
Markt, doch schon ist es in aller Munde: das iPhone, mit dem Apple
nun auch den Handy-Markt aufmischen will. Immer mehr sind auf den
Apfel-Geschmack gekommen und mit dem Einstieg ins MP3-Player-Geschäft
hat Firmenchef Steve Jobs die Grenzen der klassischen Computer-Firma
übersprungen. Nachdem die Unterhaltungselektronik-Konzerne durch den
iPod überrascht wurden und dabei schlagartig 75 Prozent ihrer
Marktanteile bei MP3-Playern und Image vornehmlich bei jungen Leuten
einbüßten, ist die Handy-Sparte vorgewarnt. Kurseinbrüche bei Nokia
und Co. und ein Nachobenschnellen von Apple-Aktien zeigen, dass die
Ankündigung, im nächsten Jahr 10 Millionen iPhones zu verkaufen,
ernst genommen wird, obwohl dies lediglich ein Prozent Marktanteil
wäre.
Logisch, dass die Firma aus dem kalifornischen Cupertino das Wort
Computer aus ihrem Namen streicht. Das boomende Musik- und
Filmgeschäft mit iTunes-Store und Abspielgeräten, Anwendungssoftware
und künftig der Mobilfunkmarkt sind längst gleichwertige
Geschäftsfelder geworden. Eine Garantie für dauerhaften Erfolg bieten
aber weder iPod noch iPhone. Innovativ war die Jobs-Truppe schon
immer. Angefangen bei der weltweit ersten grafischen
Benutzeroberfläche mit Mouse-Steuerung, Drag & Drop, Doppelklick, der
Papierkorb bis hin zur iProduktpalette hat Apple Maßstäbe gesetzt,
ließ sich bei Vermarktung und Produktion in der Vergangenheit aber
allzu oft - vornehmlich durch Microsoft - abhängen.
Mit dem Einstieg ins Massengeschäft hat das über Jahrzehnte gleich
hoch bleibende Image der Produkte mit dem stilisierten Apfel keinen
Schaden genommen. Ohne zum Billiganbieter zu degenerieren ist die
Marke nun auch preislich nicht mehr nur für elitäre Kreise
interessant. Damit sind die Zeiten vorbei, da in Hollywood-Filmen
immer die Guten mit Apple-Rechnern hantierten, die sich die meisten
Kino-Besucher aber nicht leisten konnten. Durch die Öffnung des
Mac-Betriebssystems auch für Microsoft-Anwendungen stellen iMacs nun
auch preislich eine Alternative zum Windows-dominierten Computermarkt
dar.
Verdeckt durch die dominierende iPhone-Präsentation deutet sich
bereits der nächste Marktlücke an, in die die Entwickler vorstoßen
wollen: Die Vereinigung von Computer, Fernseher, DVD-Player und
Stereo-Anlage. AppleTV heißt die auf der Macworld-Expo in San
Francisco präsentierte Box, die Rechner und TV-Gerät drahtlos
verbindet. Der Sturm auf die Wohnzimmer könnte für die Tüftler aus
Cupertino damit begonnen haben. Nicht nur Laien fragen sich mitunter,
warum im Haushalt zwei Bildschirme herumstehen samt einer Vielzahl
von Geräten, die durch ein Gewirr von Kabeln, Steckern und Adaptern
verbunden sind und mittels einer Sammlung von Fernbedienungen
gesteuert werden. Sollte es Apple in den nächsten Jahren gelingen,
Ordnung in dieses Wirrwar zu bringen, wäre Steve Jobs der Dank nicht
nur von ausgemachten Technik-Freaks gewiss.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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