Westdeutsche Zeitung: Stoibers Realitätsverlust = Von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 14-01-2007 |
Düsseldorf (ots) - Was für ein unwürdiges Schauspiel. Die Macht Edmund Stoibers erodiert immer schneller, doch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef will dies einfach nicht wahrhaben. Statt den unübersehbaren Verdruss wahrzunehmen, den Parteibasis und Wähler nach 14 Jahren im Amt des Ministerpräsidenten verspüren, drohte Stoiber mit sechs weiteren Amtsjahren. Nun muss er schmerzhaft erfahren, dass auch in der bayerischen Ausprägung der demokratischen Staatsform nicht allein der Regent den Lauf der Dinge bestimmt.
Edmund Stoiber hat es in den vergangenen Wochen sogar soweit gebracht, dass er gar keinen Einfluss mehr darauf hat, wie lang er noch in der Münchner Staatskanzlei residieren wird. Daran wird auch die angekündigte Rückversicherung durch die Parteibasis nichts mehr ändern - selbst wenn es zu dieser noch kommen sollte. In der Causa Stoiber zählen keine Beschlüsse und Bekundungen mehr, sondern nur noch Prozesse. Und die laufen unweigerlich gegen den Zauderer aus Wolfratshausen. Gerade weil niemand in der Partei gegen Stoiber antritt, hat dieser keine Chance, dem Autoritätsverlust durch ein "er oder ich" entgegenzuwirken.
In der Reihe der Realitätsverweigerer, die auf dem Gipfel der Macht jede Weitsicht verloren haben, nimmt der bayerische Ministerpräsident einen besonderen Platz ein. Während es Johannes Rau noch geschafft hatte, sich mit dem Abtritt in NRW die Kandidatur für das Amt des Staatsoberhauptes zu sichern, hat Stoiber die Möglichkeiten ausgeschlagen, an die Spitze der EU-Kommission oder als Superminister in die Bundesregierung zu wechseln. Nun kann er nur noch den ehemaligen Amtskollegen Erwin Teufel fragen, wie man den Machtverlust von einem auf den anderen Tag verkraftet.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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